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Serbien: Es herrscht Pessimismus vor

Nach der Ablehnung seines Kosovo-Plans durch das serbische Parlament hat sich der UNO-Sondergesandte Martti Ahtisaari skeptisch über die Möglichkeit eines Kompromisses geäußert.

Ein Kompromisses zwischen Serben und ethnischen Albanern sei höchst unwahrscheinlich, sagte Ahtisaari am Donnerstag der Nachrichtenagentur AP. Die Fronten seien ziemlich verhärtet. Gleichzeitig äußerte Moskau „große Zweifel“ an seinem Kompromissplan.

Das Parlament in Belgrad hatte Ahtisaaris Vorschläge zur Zukunft der serbischen Provinz am Mittwochabend erwartungsgemäß mit großer Mehrheit abgelehnt. Der Plan sei illegal, hieß es in einer Resolution. Denn er schaffe widerrechtlich die Grundlage für einen neuen unabhängigen Staat auf dem Territorium Serbiens.

„Wir haben große Zweifel, dass dieser Plan eine gute Grundlage für den Verhandlungsprozess sein kann, wenn er Elemente enthält, die zur Souveränität und Unabhängigkeit des Kosovos führen“, sagte der Balkan-Beauftragte im russischen Außenministerium, Alexander Bozan-Chartschenko, am Donnerstag in Moskau. Zwar wolle sein Land als Vetomacht im Weltsicherheitsrat keine Lösung blockieren. Angestrebt werde dafür jedoch auch eine Zustimmung Serbiens.

Ahtisaaris Stellvertreter Albert Rohan wollte die Ablehnung des Plans durch das serbische Parlament zunächst nicht kommentieren. Bei der Abstimmung handle es sich um einen „völlig internen Vorgang“, sagte er am Donnerstag gegenüber der APA in Wien.

Vertreter der Serben im Kosovo begrüßten hingegen die Entscheidung des Parlaments. Die Verabschiedung der Resolution zeige die Einheit der serbischen Nation und ihre Entschiedenheit, dass der Kosovo innerhalb der serbischen Grenzen verbleibe, erklärte Goran Bogdanovic, Mitglied des serbischen Teams bei den Wiener Kosovo-Gesprächen, laut der serbischen Agentur Tanjug am späten Mittwochabend.

Die albanische Mehrheitsbevölkerung in der Provinz, die nach staatlicher Unabhängigkeit strebt, hat diese Vorschläge großteils begrüßt. Albanischen Nationalisten gehen sie allerdings noch nicht weit genug. Bei gewaltsamen Protesten gegen den UNO-Plan kamen am Wochenende zwei Menschen ums Leben.

NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer versicherte bei einem Besuch in der Kosovo-Hauptstadt Pristina am Donnerstag, die NATO-geführte internationale Schutztruppe KFOR werde jede Gewalt verhindern. „Wenn jemand denkt, er könne durch das Anzetteln von Gewalt sein Ziel erreichen, liegt er falsch, und die KFOR wird beweisen, dass er falsch liegt.“ Der britische Chef der UNO-Polizei im Kosovo, Stephen Curtis, ist unterdessen wegen der blutigen Proteste im Kosovo vom Wochenende zurückgetreten. Er wurde am Donnerstag durch den Deutschen Uwe Marquardt abgelöst.

Trotz des serbischen Neins zu dem Kosovo-Vorschlag hat sich Belgrad bereit aber erklärt, am 21. Februar in Wien mit Ahtisaari zusammenzutreffen, um endgültig über dessen umstrittenen Vorschlag zu verhandeln. Eine Entscheidung liegt dann beim Weltsicherheitsrat. Ahtisaaris Plan sieht für die südserbische Provinz Kosovo eine eingeschränkte Unabhängigkeit vor. Belgrad beharrt auf dem Verbleib der Provinz innerhalb der Grenzen Serbiens, Pristina will die volle Unabhängigkeit.

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