Serbien: Angriff auf Djindjic-Schwester
Zwei unbekannte Männer seien in das Wochenendhaus von Gordana Djindjic-Filipovic nahe Valjevo, 90 Kilometer südwestlich von Belgrad, eingedrungen und hätten sie leicht verletzt, sagte der zuständige Untersuchungsrichter am Sonntag. Sie wurde in die Belgrader Militärklinik gebracht, wo sie vom militärischen Sicherheitsdienst bewacht wird.
Die Familie des am 12. März vergangenen Jahres von einem Scharfschützen erschossenen Reformpolitikers hatte in den vergangenen Wochen mehrfach Morddrohungen erhalten. Djindjics Mutter Mila und seiner Schwester Gordana wurde darauf Polizeischutz zugesagt. Auch der Witwe Ruzica, die in Belgrad lebt, sei gedroht worden. Die Anwälte der Familie vermuten, dass die Täter aus dem Umkreis der Drahtzieher und Angeklagten für das Attentat stammen.
Nach Angaben des Belgrader Senders B-92 drangen mehrere Männer gegen 22.00 Uhr in das Haus ein und injizierten der 53-jährigen pensionierten Ärzten mit einer Spritze eine zunächst nicht bekannte Substanz. Die Angreifer hätten erklärt, dass es sich nur um eine Warnung handle, da Djindjic-Filipovic und ihre ganze Familie ermordet würden, sollte der mutmaßliche Drahtzieher im Mordanschlag auf den früheren Regierungschef, Milorad Lukovic Legija, vor Gericht verurteilt werden.
Gordana Djindjic-Filipovic sei von ihrem Mann im bewusstlosen Zustand entdeckt und in das Belgrader Militärkrankenhaus eingeliefert worden, wo toxikologische Untersuchungen im Gange seien, meldete der Sender. Nach Angaben der Presseagentur BETA ist die Schwester von Zoran Djindjic nicht in Lebensgefahr, ihr psychischer Zustand sei allerdings schlecht. Die Ergebnisse von Blut- und anderen Analysen werden am Montag erwartet.
Die Morddrohungen an die Familie Djindjic erfolgten, nachdem sich der Erstangeklagte im Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder des Ministerpräsidenten, der frühere Kommandant der Spezial-Polizeieinheit Rote Barette Lukovic, am 2. Mai der Polizei gestellt hatte. Lukovic ist nach Angaben der serbischen Staatsanwaltschaft auch in die Ermordung des früheren serbischen Präsidenten Ivan Stambolic sowie einen gescheiterten Anschlag auf den Chef der Serbischen Erneuerungsbewegung (SPO) und heutigen serbisch-montenegrinischen Außenminister Vuk Draskovic verwickelt.
Am gestrigen Samstagabend soll sich ein weiterer Verdächtiger im Mordfall Djindjic der Polizei gestellt haben, wie B-92 berichtete. Der ebenso wie Lukovic der Mafiagruppe im Belgrader Vorort Zemun angehörende Dejan Milenkovic Bugsy soll drei Wochen vor der Ermordung von Djindjic am 21. Februar 2003 einen Attentatsversuch auf den serbischen Ministerpräsidenten unternommen haben. Er soll mit einem Lkw mit österreichischem Kennzeichen versucht haben, den Dienstwagen des Ministerpräsidenten, der zum Flughafen unterwegs war, zu rammen. Der Zusammenstoß wurde vom Lenker des Dienstwagens Djindjics nur knapp verhindert. Das serbische Innenministerium dementierte allerdings Berichte, wonach sich Bugsy gestellt haben soll.