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Selma - Kritik und Trailer zum Film

Selma ist in eine Kleinstadt im US-Bundesstaat Alabama - und gilt doch als eines der größten Schlachtfelder im Kampf der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den 1960ern. Martin Luther King jr. hat dort mit drei Protestmärschen den Zugang der Schwarzen zu den Wählerlisten erkämpft - was Regisseurin Ava Marie DuVernay in ihrem Oscar-nominierten Film "Selma" nun nachzeichnet.

“Selma” setzt mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an den bereits legendären Bürgerrechtler ein und endet schließlich mit der Unterzeichnung des neuen Wahlrechtsakts durch Präsident Lyndon B. Johnson. Dazwischen liegen die Geschehnisse des Jahres 1965, in denen King mit seiner Southern Christian Leadership Conference die nationale Aufmerksamkeit auf die Thematik lenkt und angesichts der massiven Gewaltanwendung der weißen Autoritäten vor Ort die öffentliche Meinung auf seine Seite bringt. Den Ausschlag gab hierbei nicht zuletzt der “Bloody Sunday” am 7. März, als 600 Bürgerrechtsdemonstranten von der Polizei mit Knüppeln und Tränengas an der Stadtgrenze von Selma attackiert wurden.

Kritik zu “Selma”

DuVernay inszeniert die historischen Wochen im beigen Farbton der 1960er zwischen pathetischer Geschichtsstunde und subtilem Porträt von Martin Luther King. Dabei verliert sich die Erzählung vom Kampf um das freie Wahlrecht leider immer wieder etwas im Pathos und zeigt euphorisiert flammende Appelle im Gegenlicht samt orchestralem Crescendo als emotionalem Aufpeitscher.

Das biografische Schlaglicht auf Martin Luther King hingegen sticht in seiner zurückhaltenden Authentizität heraus, was nicht zuletzt Hauptdarsteller David Oyelowo zu verdanken ist. Dass der 38-Jährige keine Oscar-Nominierung für seine Leistung zugesprochen bekam, ist gelinde gesagt unverständlich. Überhaupt stieg “Selma” mit Nennungen in den Kategorien “Bester Film” und “Bester Song” überraschend schwach aus.

Dabei spielt Oyelowo den Baptistenpastor nicht, sondern verkörpert ihn im wahrsten Sinne des Wortes. Er spricht im Südstaatensingsang seiner Hauptfigur und vermag die politische Rede ebenso glaubwürdig zu rezitieren wie die Zweifel eines Mannes an der Mission und seinen Missmut angesichts der Bruchlinien, die innerhalb der schwarzen Bürgerrechtsbewegung laufen. Auch die charakteristische Mimik und Gestik des Predigers gelingen Oyelowo täuschend ähnlich.

Zugleich belässt es “Selma” nicht bei einer Glorifizierung seiner Hauptfigur, sondern streift ebenso die außerehelichen Affären, die King vom FBI erpressbar machen und das Verhältnis zu seiner Ehefrau Coretta (Carmen Ejogo) belasten, ohne, dass sich der Film dabei zu sehr im intimen Tratsch verlieren würde. Dazu machen die steten Einblendungen von Zitaten aus Kings FBI-Akte die gesellschaftspolitische Dimension und stete Überwachung der Aktivisten zu überdeutlich.

Die Nebenrollen stehen dem dominanten Oyelowo allerdings kaum nach, sind diese doch bis in Seitenfiguren hinein hochkarätig besetzt, wenn Fernsehqueen Oprah Winfrey uneitel die standhafte aber im Auftreten biedere Annie Lee Cooper spielt, Tom Wilkinson den angesichts der politischen Gemengelage zögernden US-Präsidenten Johnson oder Giovanni Ribisi dessen Berater Lee White. Am 22. Februar kann die Oscar-Jury unter Beweis stellen, ob sie “Selma” den Titel als bester Film wirklich zutraut. Die Krone des besten Hauptdarstellers wird David Oyelowo jedoch keinesfalls nach Hause nehmen – unverdienter maßen.

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(APA)

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