Selenskyj: "Straßen in Mariupol mit Leichen übersät"

Die Zahl könnte noch deutlich höher liegen, bei "ungefähr 10.000", wie eine Regierungsvertreterin am Montag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Wegen russischer Angriffe in der Nähe von Kiew fiel in Zehntausenden Haushalten der Hauptstadt der Strom aus.
Kiew meldet mindestens 5.000 Tote in Mariupol
In Mariupol "wurden 5.000 Todesopfer beerdigt", betonte die ukrainische Verantwortliche für Flüchtlingskorridore, Tetjana Lomakina. Allerdings würden seit ungefähr zehn Tagen wegen der anhaltenden Bombardements durch die russischen Truppen keine Bestattungen mehr vorgenommen - mittlerweile könnte die Zahl der Toten also bedeutend höher liegen.
"Straßen in Mariupol mit Leichen übersät"
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, die Straßen von Mariupol seien mit Leichen übersät, die nicht begraben werden könnten. Ähnliche beschrieb auch die Abgeordnete Kateryna Suchomlynowa, die vor Kurzem aus Mariupol geflohen war, die Lage in der Stadt. Um die vielen Toten könne sich niemand kümmern, denn die wenige verfügbare Hilfe bräuchten die noch Lebenden, sagte sie AFP.
Mariupol ist seit Wochen von jeglicher Versorgung abgeschnitten und wird zugleich heftig von den russischen Truppen bombardiert. Nachdem Moskau angekündigt hatte, sich künftig auf die "Befreiung des Donbass" zu konzentrieren, befürchtete Kiew eine weitere Zuspitzung der Lage in der wichtigsten Hafenstadt dieser ostukrainischen Industrieregion.
Evakuierung aus Mariupol erneut ausgesetzt
Die Evakuierung Mariupols und anderer Städte in der Ukraine wurde am Montag vorerst ausgesetzt. Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk erklärte, aufgrund von Warnungen des Geheimdienstes vor russischen "Provokationen" entlang der festgelegten Fluchtrouten würden "heute keine humanitären Korridore geöffnet".
Über in der Vergangenheit eingerichtete Fluchtkorridore aus Mariupol waren verhältnismäßig wenig Menschen geflohen. Russland warf der Ukraine mangelnde Zusammenarbeit vor. Die ukrainische Seite prangerte hingegen russischen Beschuss der Fluchtruten an.

Trotz der russischen Ankündigung, sich auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren, gab es Angriffe auch in der Nähe von Kiew. Zwei Hochspannungsleitungen wurden beschädigt, bei rund 82.000 Einwohnern der Hauptstadt fiel der Strom aus. Die russischen Truppen versuchten, die Transportwege zu blockieren, erklärte die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin, Ganna Maljar. "Die Verteidigung Kiews geht weiter."
Laut Selenskyj sollen bereits 20.000 Menschen im Krieg getötet worden sein
Selenskyj zufolge wurden bereits "etwa" 20.000 Menschen im Ukraine-Krieg getötet. Nähere Angaben machte er nicht. Nach UNO-Angaben flohen fast 3,9 Millionen Menschen aus der Ukraine. Weitere 6,5 Millionen Menschen sind demnach innerhalb des Landes auf der Flucht.
(APA/Red)