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Selbstmordanschläge in Israel

Bei zwei palästinensischen Selbstmordanschlägen innerhalb von sechs Stunden sind am Dienstag in Israel mindestens 15 Menschen getötet worden.

Der militärische Arm der radikal-islamischen Hamas-Organisation bekannte sich in einem Flugblatt und einem TV-Statement zu beiden Attentaten und kündigte neue Anschläge an. „Mit den beiden Angriffen in Tel Aviv und Jerusalem sagten wir den Zionisten, trotz aller israelischen Vorsichtsmaßnahmen, dass nun Zahltag ist“, lautete der Text der Botschaft der Ezzedin-El-Kassam-Brigaden.

Bei einem ersten Terrorakt waren am frühen Abend (Ortszeit) an einer Bushaltestelle östlich der Stadt Rishon Le Zion nahe Tel Aviv mindestens sieben Israelis und der Attentäter getötet sowie Dutzende Personen verletzt worden. Etwa sechs Stunden danach riss ein anderer palästinensischer Selbstmordattentäter am späten Abend in der Innenstadt von Jerusalem mindestens sechs Gäste eines dicht besetzten Cafes mit sich in den Tod. Mehr als 30 Menschen wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Nach Augenzeugenberichten hatte ein Wachmann vor dem Cafe vergeblich versucht, den Attentäter beim Betreten des Lokals zu stoppen.

In Gaza-Stadt sagte der Hamas-Sprecher Abdel Asis Rantisi dem britischen Nachrichtensender Sky News, die Tat von Rishon Le Zion sei „eine direkte Antwort auf die israelischen Verbrechen“. Am vergangenen Samstag war der Gründer und geistliche Führer der Hamas, Scheich Ahmed Yassin, bei einem misslungenen israelischen Tötungsversuch leicht verletzt worden.

Der designierte palästinensische Ministerpräsident Ahmed Korei verurteilte den Terror umgehend. „Wir sprechen unsere Trauer und unseren Schmerz über die unschuldigen Seelen aus, die ein Opfer der Gewalt geworden sind“, sagte Korei in einer Erklärung. Er verurteilte „alle Gewaltakte gegen Zivilisten, gleichgültig, ob sie sich gegen Palästinenser oder – wie heute – gegen Israelis richten“. Die palästinensische Führung verurteile die Gewalt, „weil sie keiner der Parteien Sicherheit und Freiheit bringen wird“, sagte Korei.

Der Kampf gegen die Hamas und deren Führung werde nach dem „Blutbad“ weitergehen, sagte der israelische Regierungssprecher Avi Pasner. Palästinenserpräsident Yasser Arafat sei insofern verantwortlich, als dieser seine Regierung von einem Vorgehen gegen die Hamas abgehalten habe. Die jüngsten Anschläge seien der Beweis, dass die Palästinenser ihrer Verpflichtung zur Zerschlagung der „terroristischen Infrastruktur“ nicht nachkommen, sagte der Berater des israelischen Regierungschefs Ariel Sharon, Dore Gold. Auch er machte Arafat persönlich für die neue Gewalt verantwortlich.

Die israelische Polizei hatte bereits am Morgen höchste Alarmbereitschaft in Jerusalem ausgelöst, weil ihr mehrere Warnungen vor einem neuen Anschlag vorlagen. Nach der Tat wurden alle Zufahrtsstraßen in die Stadt geschlossen.

Sharon, der sich auf einer mehrtägigen Indienreise befindet, wies inzwischen den Vorschlag Koreis nach einer bilateralen Waffenruhe in der Region zurück. Israelische Sprecher hatten den Palästinensern bereits nach dem ersten Anschlag vorgeworfen, nichts gegen den Terror zu unternehmen.

Die Anschläge haben die Bemühungen um die Bildung einer neuen Palästinenserregierung erschwert und die Zukunft des Nahost-Friedensprozesses weiter in Frage gestellt. Stunden zuvor waren bei einem Gefecht zwischen israelischen Soldaten und militanten Palästinensern in der Autonomiestadt Hebron im Westjordanland vier Palästinenser, darunter ein 13-jähriger unbeteiligter Junge, getötet worden.

Das beiden neuen Attentate ereigneten sich genau drei Wochen nach einem blutigen Selbstmordanschlag am 19. August in Jerusalem, bei dem 23 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden waren.

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