Selbstmordanschlag in Tel Aviv
Nach dem ersten Anschlag seit Beginn der Waffenruhe vom 8. Februar kündigte der palästinensische Präsident Mahmud Abbas (Abu Mazen) eine entschlossene Fahndung nach den Hintermännern an.
Vor dem Nachtclub nahe der Strandpromenade von Tel Aviv zündete der Täter eine 30-Kilogramm-Bombe – inmitten einer Gruppe von 20 bis 30 jungen Leuten, die auf Einlass warteten. Die Wucht der Detonation zerstörte die Vorderfront des Nachtclubs Stage. Auch gingen die Fenster mehrerer Restaurants in der Nachbarschaft zu Bruch. Laut Medienberichten sollen zwei Verdächtige flüchtig sein.
Wie der Polizeichef von Tel Aviv, David Tsur, mitteilte, wurden Sicherheitskräfte auf den Selbstmordattentäter aufmerksam und verwehrten ihm den Eintritt. So sei eine noch größere Tragödie verhindert worden, sagte Tsur.
Nach einer Krisensitzung mit den Sicherheitschefs erklärte Abbas: Die palästinensische Regierung wird angesichts dieses Sabotageakts nicht ruhig bleiben. Die Verantwortlichen würden aufgespürt und ihrer Strafe zugeführt, versprach Abbas. Der palästinensische Unterhändler Saeb Erekat sagte: Wer auch immer dahinter steckt, ist entschlossen, alle Bemühungen zur Erneuerung des Friedensprozesses zu sabotieren, sagte Erekat. Diese Kräfte dürften keinen Erfolg haben.
Der israelische Minister für öffentliche Sicherheit, Gideon Ezra, rief die Palästinenser auf, mehr zu tun, um solche Anschläge zu stoppen. Wenn die Palästinenserführung nicht für Sicherheit sorgen könne, werde Israel dies tun müssen. Zugleich kündigte er aber an, dass die Kontakte mit den Palästinensern fortgesetzt würden.
Sprecher der militanten Organisationen Islamischer Jihad, Hamas und Al-Aksa-Brigaden erklärten, dass sie nichts mit dem Anschlag zu tun hätten. Zuvor waren Bekenneranrufe im Namen des Islamischen Jihad und der Al-Aksa-Brigaden bei Nachrichtenagenturen eingegangen.
In palästinensischen Sicherheitskreisen hieß es, dass die Tat von einem Palästinenser aus dem nördlichen Westjordanland verübt worden sei, der im Auftrag der libanesischen Hisbollah gehandelt habe. Dies wurde von einem Hisbollah-Funktionär in Beirut zurückgewiesen. US-Außenministerin Condoleezza Rice verurteilte den Selbstmordanschlag in Tel Aviv scharf. Die Palästinenserführung müsse nun unverzügliche und glaubhafte Schritte machen, um die Verantwortlichen des Attentats zu fassen und vor Gericht zu bringen, erklärte Rice am Freitagabend (Ortszeit) in Washington. Wir müssen jetzt Handlungen sehen, von denen die klare Botschaft ausgeht, dass Terror nicht geduldet wird, hieß es in der Erklärung, die das Außenamt veröffentlichte.
Die US-Regierung habe mit Israel Kontakt aufgenommen, um ihr Beileid auszusprechen und ihre Unterstützung gegen den Terrorismus auszudrücken. Ihr Mitgefühl gelte den Familien der Opfer, erklärte Rice.
Auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan verurteilte den Selbstmordanschlag auf das Schärfste. Annan hoffe darauf, dass unverzüglich gehandelt werde, um die Urheber des Anschlags festzunehmen und vor Gericht zu bringen, erklärte sein Sprecher Fred Eckhard am Freitag (Ortszeit) am Sitz der Vereinten Nationen in New York. Dieser Terrorakt darf die positiven Schritte nicht unterhöhlen, die die beiden Parteien jüngst erzielt haben. Israels Regierungschef Ariel Sharon und Palästinenserpräsident Abbas hatten sich bei einem Gipfeltreffen im ägyptischen Badeort Sharm el-Sheikh am 8. Februar auf eine Waffenruhe verständigt.