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Selbstmordanschlag im Gazastreifen

Militante Palästinenser haben am Samstag nach israelischen Angaben den Erez-Grenzkontrollpunkt zwischen Israel und dem Gaza-Streifen angegriffen.

Mindestens vier Angreifer und zwei weitere Palästinenser seien vom israelischen Militär getötet worden, Opfer auf israelischer Seite habe es nicht gegeben, hieß es. Nach palästinensischen Angaben wurden vier palästinensische Polizisten getötet. Die radikalen Organisationen Hamas und „Islamischer Heiliger Krieg” und die Fatah-Splittergruppe „Al-Aksa-Märtyrerbrigaden” bekannten sich zu dem Angriff. Israel will nach Angaben aus Sicherheitskreisen mit der von Ministerpräsident Ariel Sharon angekündigten Räumung von Siedlungen im Gaza-Streifen bis nach den US-Präsidentenwahlen im November warten.

Im Internet bezeichneten die Palästinensergruppen den Angriff als „gemeinsame Operation der Selbstaufopferung” und kündigten weitere Anschläge als Rache für die gezielte Tötung von Hamas-Mitgliedern durch die israelische Luftwaffe an. Zum Auftakt der Attacke raste ein Wagen auf die israelische Seite des Grenzübergangs Erez zu und explodierte vor einem Militärposten. Augenblicke später näherte sich ein als israelischer Militärjeep getarntes Fahrzeug. Zwei Angreifer sprangen ab und eröffneten das Feuer auf die Soldaten, wie die israelischen Streitkräfte mitteilten. Die Soldaten erschossen alle drei Palästinenser. Kurze Zeit später näherte sich ein drittes Fahrzeug und explodierte vor dem Kontrollposten. Es war zunächst unklar, ob eine Person in dem dritten Wagen war, als er in die Luft flog.

Nach Augenzeugenberichten folgten auf die Explosionen heftige Schusswechsel. Zwei palästinensische Polizisten wurden nach israelischer Darstellung durch die Autoexplosion getötet, nach Darstellung palästinensischer Ärzte erlagen sie Schusswunden. Neunzehn weitere Polizisten seien durch Kugeln verletzt worden. Ein weiterer palästinensischer Polizist wurde erschossen, nachdem israelische Soldaten in die Stadt Tulkarem im Westjordanland eingedrungen waren. Nach israelischer Darstellung hatte der Mann das Feuer auf die einrückenden Truppen eröffnet. Am Freitagabend war in einem Dorf bei Jenin ein vierzehnjähriger Palästinenser lebensgefährlich durch einen Kopfschuss verletzt worden. Ein 18 Jahre alter Palästinenser ist am Samstagmorgen von israelischen Soldaten im Flüchtlingslager von Tulkarem erschossen worden.

Israelisches Militär hatte am Freitag das Hauptquartier des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat in Ramallah umstellt. Sie blockierten Zufahrtstraßen und Eingänge der Mukata, wie der teilweise zerstörte Gebäudeblock heißt. Nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen kündigte die israelische Armee die „Aktion” zuvor an und erklärte, nicht in das Hauptquartier eindringen zu wollen. Arafat steht seit Dezember 2001 in Ramallah de facto unter Hausarrest.

Israel will nach Angaben aus Sicherheitskreisen mit der Räumung von Siedlungen im Gaza-Streifen bis nach den US-Präsidentenwahlen warten. Washington habe Bedenken geäußert, der Abzug könne zu Unruhen in den palästinensischen Gebieten führen damit während des US-Wahlkampfs politische Probleme verursachen, hieß es in den Kreisen. „Die Palästinenser haben ihre terroristischen Aktivitäten in jüngster Zeit verstärkt”, sagte der israelische Regierungssprecher Avi Pazner. „Wir haben es mit konzertierten Aktionen von drei terroristischen Organisationen zu tun.” Weiter sagte er, die israelische Luftwaffe werde ihre gezielten Schläge gegen militante Palästinenser fortsetzen, wenn immer dies möglich sei.

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