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Selbstmord nicht ausgeschlossen

Die UNO-Chefanklägerin Carla Del Ponte schließt nicht aus, dass sich der am Samstag in UNO-Haft gestorbene ehemalige jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic selbst umgebracht hat.

Sein Freitod könne seine „letzte Kampfansage“ an das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gewesen sein, sagte Del Ponte in einem Interview der italienischen Zeitung „La Repubblica“ (Sonntagausgabe). Als mögliches Motiv vermutete sie, dass sich der Prozess gegen Milosevic seinem Ende näherte und er möglicherweise seinem Urteil entgehen wollte.

Ein Wärter hatte den Ex-Machthaber am Samstag tot in seiner Gefängniszelle in Den Haag aufgefunden. Nach Angaben des Tribunals gibt es jedoch keine Hinweise auf einen Selbstmord. Eine Autopsie der Leiche im Gerichtsmedizinischen Institut in Den Haag soll nun die Todesursache klären. Laut Del Ponte ist es „natürlich möglich“, dass der an Bluthochdruck und Herzproblemen leidende 64-Jährige eines natürlichen Todes starb. Doch sei es seltsam, dass „er einfach so starb, ohne dass seine Ärzte eine akute Verschlechterung seines Zustands bemerkten“.

Die Chefanklägerin sagte, sie sei über Milosevics Tod „sehr verärgert gewesen“: „Es erschien mir einfach unmöglich, dass die jahrelange Arbeit, all die Energie, die Ermittlungen, das unablässige Anrennen gegen Hindernisse, umsonst gewesen sein sollen. In einem Moment war alles verloren. Es würde keinen Milosevic-Prozess mehr geben“. Für sie als Vertreterin der Opfer, die Gerechtigkeit verlangten, sei dies „eine komplette Niederlage“.

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