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Seit 30 Jahren auf der Bühne

Sie ist eine virtuose Geigerin und hat die Bühnen der Welt erobert. Vor 30 Jahren begann der kometenhafte Aufstieg der Geigerin Anne-Sophie Mutter bei den Musikfestwochen in Luzern.

Als Zwölfjährige brillierte sie mit Tartinis „Teufelstriller-Sonate “ und Bachs „Chaconne“. Ein Jahr später kam es zu dem entscheidenden Treffen mit dem Dirigenten Herbert von Karajan, der zu ihrem großen Förderer wurde. Die begnadete Musikerin feiert morgen, Mittwoch (23. August), bei den Festspielen in Luzern ihr Bühnenjubiläum – mit Mozarts Violinensonaten und ihrem langjährigen Klavierbegleiter Lambert Orkis.

Vor dem Treffen mit Karajan hatte das kleine Mädchen aus dem badischen Rheinfelden die Sommerferien genossen und insgeheim die Hoffnung gehegt, der danach fällige Termin möge sich in Luft auflösen: ein Vorspiel beim größten lebenden Dirigenten der Welt. Der Termin löste sich nicht in Luft auf, bezeichnete vielmehr den zweiten Startpunkt der steilsten internationalen Musikerkarriere der Nachkriegszeit: Die 13-jährige Anne-Sophie Mutter betrat die Weltbühne.

„Ich bin nicht gut im Rückblicken“, sagt die Geigerin und lacht. Dennoch versucht sie, sich zurückzufühlen in ihr damaliges Befinden in Luzern. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt als wichtiges Konzert empfunden habe“, meint sie. „Vielleicht hat es mir meine kluge Lehrerin Aida Stucki erspart, mir seine Bedeutung in vollem Umfang zu zeigen, dieses Bewusstseinsfenster zu öffnen.“

Vieles in ihrem Leben habe nach außen hin sensationell gewirkt, was ganz einfach Teil eines organischen Entwicklungsprozesses gewesen sei, sagt Anne-Sophie Mutter. Sie ist intelligent und schnell, originell und präzise, hat Humor und Witz, was vielleicht alles mit ihrer außergewöhnlichen Musikalität zusammenhängt. Gab es je den Zwang zu üben? „Die Frage des Übenwollens oder -müssens hat sich nie gestellt. Ich habe nicht jeden Tag geübt, das war auch nicht notwendig, aber“ – ein Innehalten, Nachdenken, Lachen – „immer rechtzeitig – offensichtlich!“

Bereits mit Fünf begann die nun 43-Jährige mit dem Klavierspiel, wünschte sich aber Geigenunterricht und wusste auch schon, dass sie Solistin werden wollte. 1970 gewann sie, sechsjährig, bei „Jugend musiziert“ gleich zwei erste Preise: für das vierhändige Spiel mit ihrem älteren Bruder Christoph am Klavier und als Geigerin mit „besonderer Auszeichnung“, der höchsten Wertung, die bei diesem Wettbewerb je vergeben wurde.

Unter der strengen und behutsamen Anleitung ihrer Lehrerin und mit dem mächtigen Förderer Karajan eroberte Anne-Sophie Mutter die Bühnen dieser Welt, konzertierte mit allen berühmten Orchestern und Dirigenten. Sie wurde weltweit gefeiert, ihre Auftritte mit den höchsten Auszeichnungen belohnt, ihre Platten erzielten bis dahin ungekannte Verkaufsrekorde.

Sie ist eine energische Person und energisch schützt sie ihre Privatsphäre, vor allem die ihrer zwei Kinder. Man kann nur ahnen, dass der Tod ihres ersten Mannes, des Münchner Rechtsanwaltes Detlef Wunderlich, ein schwerer Schlag für sie gewesen sein muss. Vor vier Jahren heiratete sie den amerikanischen Komponisten, Dirigenten und Pianisten André Previn, mit dem sie auch musikalisch viel gemeinsam machte. Die Ehe wurde vor einigen Monaten geschieden. Für Previn war es bereits die fünfte Ehe.

Geigerin, Dirigentin, Mäzenin: Sie rief eine Stiftung ins Leben, die junge Streicher fördert und unterstützt, und sie entwickelte ein musikalisches Früherziehungsprogramm, das an mehreren bayrischen Kindergärten und Schulen ausprobiert und mittlerweile als Buch herausgegeben wurde. Wie geht jemand wie sie mit Kritik um? „Ich könnte gar nicht alles lesen“, bekennt sie, „und genauso halte ich es auch. Sehe ich die Kritik, lese ich sie, sehe ich sie nicht, bin ich auch nicht unglücklich.“ Die Kritik von Kollegen allerdings nehme sie sehr ernst.

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