Heute Abend berichtet Markus Facchini, seit drei Jahren der Chef der Bregenzer Fischer, den Mitgliedern des Traditionsvereins über den fischereilichen Ablauf des Jahres 2010. Der Verein besteht seit der Neugründung 1946 nun 65 Jahre, Grund zum Jubeln gibt es aber nicht. Die Fische in den Pachtrevieren der Bregenzerach, der Subersach und der Bolgenach werden immer weniger, obwohl weder Mittel noch Mühen gescheut wurden, die Bestände zu unterstützen.
Noch in den Siebzigerjahren wimmelte es im Vergleich zu heute in den Gewässern des Vorderwaldes vor Fischen; Bachforellen und Äschen wurden in Mengen gefangen. Markus Facchini blätterte in den alten Fangstatistiken des Vereins. Sie weisen Fänge aus, von denen Petrijünger heute nur noch träumen können. Der Verein hat damals jährlich nur 30 Kilo kleine Äschen eingesetzt, gefangen wurden dann pro Saison an die 300 Kilo, das Zehnfache des Einsatzes.
Die reichen Fischzüge dauerten bis zum Beginn des Baus von Kraftwerken an der Bregenzerach. Von da an gings bergab. Der erste Schlag traf die Fische 1980 mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks Lingenau, das oft Trübungen in der Schluchtstrecke verursachte. Das passt den Äschen nicht, sie pflanzen sich unter solchen Bedingungen nicht mehr fort, sagt Facchini. Eins drauf bedeutete das 1993 gebaute Kraftwerk Alberschwende. Damit war die Strömung auf der Restwasserstrecke dahin, zudem kam es zu extremen Temperaturschwankungen. Den Rest besorgte im April 1995 die Entleerung des Bolgenach-Stausees, die zum Öko-Desaster geriet und den in der Bregenzerach heimischen Äschenstamm vernichtete.
Neben dem täglichen Schwallbetrieb, verursacht durch die Gewinnung des gut bezahlten Spitzenstroms, bildet immer mehr die sommerliche Erwärmung der Ache ein Problem für Fische. Es fehlen Beschattungen an Zubringerbächen, die Ausleitungen führen zu seichten Rieselstrecken, das Wasser wird aufgeheizt. Im August wird die Bregenzerach im Unterlauf bis zu 25 Grad warm, der Sauerstoffgehalt nimmt damit für Fische gefährlich ab. Das halten auch die Bachforellen nicht mehr aus, bedauert Markus Facchini. So möglich, wandern sie ab oder verenden.
Trotzdem
Markus Facchini und seine Mannen im FV Bregenz wollen trotzdem die Fischerrute nicht ins Korn werfen und mit finanzieller Unterstützung der Illwerke/VKW-Gruppe die Besatztätigkeit fortsetzen. Mühsam trug man schon die letzten Jahre kleine Besatzfische, die mehr Erfolg versprechen als bereits fangfähig große, die steilen Hänge zum Bett der Ache hinunter. Waren es bisher von der Genetik her donaustämmige Äschen, will man ab heuer auf im Landesfischereizentrum erbrütete rheinstämmige Fische setzen, die sich vielleicht besser den Bedingungen anpassen können. Liest man allerdings fast täglich von neuen Kraftwerksplänen, kann man den Bregenzern das übliche Petri Heil nur mit ernster Miene wünschen, es könnte sonst als Sarkasmus ausgelegt werden.