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Sei ein Faber in Wien: Julian Pollina singt in der Arena harte Worte

Faber ist dafür bekannt mit seinen Texten provozieren zu wollen.
Faber ist dafür bekannt mit seinen Texten provozieren zu wollen. ©APA/HERBERT P. OCZERET
Der Schweizer Julian Pollina - alias Faber - sorgt auch mit seinem Zweitwerk "I Fucking Love My Life" für Gesprächsstoff. Am 9. März tritt er damit in der Arena Wien auf.

Traurige Musik, zu der man tanzen kann? Für Faber kein Problem. Der Schweizer Musiker, der im Vorjahr sein viel beachtetes zweites Album "I Fucking Love My Life" vorgelegt hat, vermischt Melancholie, harte Worte und instrumentale Finesse zu einer kurzweiligen, dabei durchaus streitbaren Mischung. Am 9. März präsentiert er diese auch in der Arena Wien, bevor es im Sommer einen Nachschlag gibt.

Die Aufregung ist mittlerweile abgeebbt, die "Das Boot ist voll" verursacht hat: Die erste Single der Platte ist textlich ein Abgesang auf rechtspopulistische Tendenzen, erzürnte viele aber mit einem zu expliziten Text, in dem er "besorgten Bürgern" Oralsex androhte. Wenige Tage nach der Erstveröffentlichung hat Faber, der eigentlich Julian Pollina heißt, den Song umgeschrieben, die betreffenden Zeilen entschärft. "Das war meine Entscheidung. Man denkt ja sofort: Ein Künstler, der seine Sachen ändert, steht nicht dahinter. Aber ich habe viel dazugelernt", betont er im APA-Interview. "Es ist jetzt nicht schwächer, sondern einfach anders. Es war sexualisierte Sprache, wo sie nicht hätte sein sollen."

"I Fucking Love My Life" in Wien

Dass er wirklich missverstanden wurde mit dem Song, glaubt Pollina zwar nicht. Allerdings sei durch die Diskussion seine eigentliche Intention bis zu einem gewissen Grad überlagert worden. "Von vielen Seiten kam zuvor, dass es einfach starke Bilder sind, die auch funktionieren. Ich war mir nicht sicher und war letztlich nicht okay damit." Grundsätzlich lasse er sich beim Songwriting nicht von anderen beeinflussen. "Ich frage eigentlich sehr wenig nach. Dieser Prozess passiert ja in einem selber und geht nicht nach außen. Bei diesem Lied war das aber öffentlich."

Für eine Künstler sei es ja keine Seltenheit, dass man eine Zeile schreibt und sie später ändert. "Nur hören die Leute das Lied normalerweise erst am Ende. Wann etwas fertig ist bei mir, das ist nun ein bisschen variabel geworden", lacht Pollina über die ganze Sache. Sowieso muss man sagen: Es ist schade, wenn "I Fucking Love My Life" auf diese Episode reduziert wird. Denn dafür ist die Platte einfach zu gut geworden, findet Faber mit Tracks wie "Jung und dumm" starke Töne für ebensolche Worte, fabriziert einen Abgesang auf die "Generation YouPorn" und verbindet für "Sag mir wie du heißt (Pt.1)" Balkanpower mit feinen Klängen.

Persönliches trifft Gesellschaftspolitisches

Persönliches trifft Gesellschaftspolitisches, wird wie selbstverständlich mit Themen der Generation Z gekreuzt und gibt deren Sprache wohl besser wieder, als es manchem Erziehungsberechtigten lieb ist. Mit dem Begriff Verantwortung hat der Songwriter aber dennoch so seine Probleme. "Das ist so streng. Um eine Meinung zu äußern, muss man erstmal eine Meinung haben. Ich bin ja Musiker, ich kann nicht zu allem eine differenzierte Position einnehmen - auch wenn das manchmal erwartet wird." Immerhin könne ein dreiminütiger Popsong auch "kein konstruktiver Lösungsansatz" sein.

Trotzdem hält Pollina fest: "Mir ist wichtig, dass in der Kunst etwas passiert. Ich nehme das mit rein, weil wir in dieser Gesellschaft leben und das nicht spurlos an mir vorübergeht." Nur könne man eben nicht von jedem verlangen, zu allem Stellung zu nehmen. Neben den klaren Worten sind es aber auch die Momente dazwischen, die "I Fucking Love My Life" anders wirken lassen als das Debüt "Sei ein Faber im Wind" (2017). "Es ist wohl persönlicher, vielleicht weniger verziert. Trotzdem sind die Rollenspiele aber immer noch dabei."

Open-Air-Gig von Faber im August

Und natürlich die Melancholie. "Für etwas anderes sehe ich keinen Grund", raunt Pollina mit einem Lächeln im Gesicht. "Einen glücklichen Moment möchte ich lieber genießen. Wenn man den hat, würde ich ihn nicht aufschreiben wollen - und vielleicht auch nicht teilen wollen. Beim Leid sagt man ja, dass man etwas loswird." Und bei Glück sei das ebenfalls so? "Na ja, vielleicht hinkt der Vergleich", schmunzelt der Sänger. "Aber ich glaube schon, dass man Glück meistens zu zweit erlebt. Das ist nicht für ein breiteres Publikum gedacht."

Wobei sich zumindest für die Auftritte in der Wiener Arena (am 9. März in der ausverkauften großen Halle, bevor am 12. August ein Open-Air-Gig folgt) eine Vielzahl an gemeinsamen Glücksmomenten ankündigt, ist ein Faber-Konzert üblicherweise doch eine höchst intensive Angelegenheit. Da finden dann Trauer und Euphorie zusammen. "Bei uns geht das Hand in Hand", nickt Pollina. "Es ist Musik, zu der sich gut feiern lässt, gleichzeitig ist aber auch eine Schwere drin. Das ist bei uns vielleicht etwas ungewöhnlich, aber beispielsweise am Balkan ist das ja normal - dass zum Leidenden auch gefeiert wird." Also doch wieder "I Fucking Love My Life", ganz egal was kommt.

(APA/red)

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