Die nette, durchaus glaubwürdige und detailreiche Geschichte, die noch dazu in Poitou-Charentes spielt, dessen Regionalrat Royal vorsitzt, hat nur einen Haken: sie ist komplett erfunden. Ein Student hatte sie 2007 in Wikipedia gestellt. Von dort gelangte die Story auch auf auf eine Homepage über französische Schlösser, der Hotelverband bot eine interessante “Astran”-Route rund um La Rochelle an.
Nach den Ausführungen Royals über Astran schritten die Historiker Jean-Louis Mahé und Jacques de Cauna ein und stellten fest, dass dessen Name in keinerlei Dokument aufscheine, es gebe keine Spur von ihm. Royal war wieder einmal in ein Fettnäpfchen getreten, es war keineswegs ihr größtes. So hatte sie einst die “Schnelligkeit” der chinesischen Justiz – die gerne Todesurteile fällt – gelobt. Ein anderes Mal hatte sie halb im Scherz gesagt, sie hoffe auf eine baldige Unabhängigkeitserklärung Korsikas von Frankreich.
Royal ist aber nur eine von mehreren Prominenten, die Wikipedia-“Erfindern” auf den Leim gegangen sind. Britische Zeitung etwa zitierten nach dem Tod des Komponisten Maurice Jarre aus Wikipedia eine von einem irischen Studenten erfundenen Satz als Worte des Verstorbenen. Nach der Ernennung des CSU-Politikers Karl-Theodor zu Guttenberg zum deutschen Wirtschaftsminister ergänzte ein Journalismusstudent die acht weiteren Vornamen des Adeligen um einen weiteren – “Wilhelm” – und von “Spiegel Online” bis zur “Süddeutschen Zeitung” übernahmen selbst Qualitätsmedien diese Angabe ungeprüft.
Auch er französische Vorzeigeintellektuelle Bernard-Henri Levy fiel so gründlich auf einen erfundenen Philosophen herein, dass er den vermeintlichen Denker sogar in einem Buch zitierte. Tatsächlich existiert das Werk eines gewissen Jean-Baptiste Botul nur in der Fantasie eines schelmischen Journalisten, der sich an Wikipedia zu schaffen gemacht hatte. Und der Anchorman des französischen Senders Canal plus, Bruce Toussaint, verbreitete im Februar mit ernster Stimme die Ente, wonach sich die zu einem Hilfseinsatz zu den Erdbebenopfern in Haiti entsandten rumänischen Truppen um tausende Kilometer verflogen hätten – wegen eines überzähligen “T”: Tahiti statt Haiti.