Mit Gummihandschuhen, Skihaube und einem Schal vermummt trat Shireen B. (25) am 24. Februar 2005 vor eine Kassierin einer Filiale der Erste-Bank in Wien-Donaustadt. Als diese auch noch in die Mündung einer Gaspistole blickte, fiel sie in Ohnmacht. Eine Kollegin bediente die Räuberin, wobei sie sich recht großzügig erwies: 40.500 Euro wechselten den Besitzer, die die Täterin auf der Flucht jedoch zur Gänze verlor. Am Dienstag war im Wiener Landesgericht Endstation.
Sechs Jahre Haft
Die gebürtige Syrerin wurde von einem Schwurgericht (Vorsitz:
Peter Liebetreu) wegen schweren Raubes zu sechs Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, Verteidiger Michael Bereis erbat Bedenkzeit. Shireen B. war im Vorjahr nach Wien gekommen, heiratete einen gewissen Hans und ist inzwischen wieder geschieden. Ihr Beruf war dem Eheleben nicht gerade förderlich. Die Frau arbeitet als Gesellschaftsdame in einer Nachtbar.
Finanzielle Probleme als Grund für Überfall
Als sie sich daran beteiligen wollte und zusätzlich nicht von ihrer Spielleidenschaft lassen konnte, geriet sie in finanzieller Hinsicht in die Bredouille. In Pressburg borgte sie sich von einem Geldverleiher einen beträchtlichen Betrag aus, den die 25-Jährige zum Großteil gleich wieder im Kasino verjubelte.
Der Zinshai wurde alsbald ungemütlich. Er hat gesagt, wenn ich nicht binnen einer Woche zahle, schneidet er mir die Zunge raus, erklärte Shireen B. den Geschworenen.
Kunde stellte die Bankräuberin
Also wurde sie zur Bankräuberin. Die Flucht verlief allerdings wenig erfolgreich: Zunächst rannte sie im Eingangsbereich gegen die Glastür, dann wurde sie auch noch von einem beherzten Kunden verfolgt, der sie einholte und am Anorak packte. Shireen B. kam zu Sturz, verstreute dabei unfreiwillig die erbeuteten Banknoten. Der Kunde ließ dennoch nicht von ihr ab und hielt sie mit einem Passanten bis zum Eintreffen der Polizei fest.
Hausmeisterin kehrte Geldscheine zusammen
Die Bank hat das kleine Vermögen übrigens bis auf 200 Euro wieder zurück erhalten: Eine Hausmeisterin kehrte die auf der Straße herum liegenden Geldscheine brav zusammen, stopfte diese in ein Plastiksackerl und trug sie unverzüglich zur Filiale zurück.