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Sechs Hochwasser-Tote in Südfrankreich

Die Zahl der Hochwasser-Toten in Südfrankreich ist auf sechs gestiegen. Ein 37-jähriger Mann fiel nach Polizeiangaben in seiner überfluteten Garage in Ohnmacht und ertrank.

Nach der Flut leben Hunderttausende Menschen trotz langsam sinkender Pegelstände weiter im Ausnahmezustand. Von den Überschwemmungen sind große Landstriche vor allem im Rhone-Tal und am nördlichen Mittelmeerrand zwischen Marseille und den Pyrenäen betroffen.

Der 37-Jährige, der zwei Kinder hinterlässt, war laut den Mitarbeitern der Rettungsdienste vermutlich ein Asthmatiker. Wiederbelebungsversuche schlugen fehl. Zuvor waren bereits fünf Hochwasser-Tote zu beklagen.

Insgesamt entspannte sich die Lage in den überschwemmten Gebieten an der Rhone leicht entspannt. Die Regenfälle, die seit Sonntag ganze Landstriche unter Wasser gesetzt haben, ließen in der Region um Nimes, Arles und Avignon nach.

In den Überschwemmungsgebieten mussten sich Tausende Menschen auf weitere Nächte in Notunterkünften einrichten. Mehrere Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen wurden durch die Überschwemmungen verschmutzt, so dass im Departement Gard mindestens 250.000 Menschen vorübergehend ohne Leitungswasser zurechtkommen mussten, darunter 130.000 Einwohner der Bezirkshauptstadt Nimes. Vor der alten Stierkampfarena in Nimes wurde Trinkwasser in Plastiksäcken ausgegeben.

Die in vielen Orten unterbrochenen Strom- und Telefonverbindungen wurden nur allmählich repariert. Die Straßen nach Montpellier und der Flughafen der Stadt wurden wieder frei gegeben. Das staatliche Energieunternehmen Electricite nahm vier Atomreaktoren entlang der Rhone wieder in Betrieb. Trotzdem waren nach Behördenangaben rund 37.000 Menschen ohne Strom.

Bei Tarascon wurde in den frühen Morgenstunden in der Rhone eine Wassermenge von rund 13.000 Kubikmetern pro Sekunde gemessen. „Das ist ein Jahrhunderthochwasser“, sagte ein Mitarbeiter der Rettungsleitstelle in Marseille. Zuletzt seien im 19. Jahrhundert derart hohe Pegelstände gemessen worden.

Präsident Jacques Chirac stellte den Betroffenen zwölf Millionen Euro als Soforthilfe in Aussicht. Umweltministerin Roselyne Bachelot sagte, die einst „außergewöhnlichen“ Hochwasser-Katastrophen träten inzwischen „fast alljährlich“ auf. Baugenehmigungen in Hochwassergebieten müssten „schärfer überprüft werden“. Flutopfer machten die Baupolitik der örtlichen Behörden für die Katastrophe mitverantwortlich. Diese hätten erlaubt, dass zu nahe an die Flüsse gebaut wurde.

In Beaucaire sank der Rhone-Pegel am Donnerstag binnen zwei Stunden vom Spitzenwert von 8,26 Metern um elf Zentimeter. Die Meteorologen gaben Entwarnung: Der Wetterdienst Meteo-France hob die „Alarmstufe orange“ auf, die zuletzt in acht Departements gegolten hatte.

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