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Secession: Ausstellungen zwischen Selbst-Recycling und Umweltschutz

Tue Greenfort und Piotr Uklanski zeigen Kunstwerke, deren formaler Gegensatz nicht größer sein könnte.

Eine Art Recycling der eigenen Arbeiten zeigt der polnische Künstler Piotr Uklanski in einer etwas anderen Retrospektive in der Wiener Secession, die ab morgen, Donnerstag, zugänglich ist. Zu sehen sind ältere sowie neue, ortsbezogene Arbeiten, mit denen er seine eigene Produktion einer Neubefragung unterzieht. Parallel dazu durchziehen das Haus sozialkritische Kunstwerke des dänischen Künstlers Tue Greenfort, der die Menschheit als „marginalen Teil eines viel größeren Ganzen“ begreift. Laut Secessions-Präsidentin Barbara Holub eine Kombination, „die kein größerer formaler Gegensatz sein könnte“.

Uklanski, der als „Bad Boy“ der Kunstwelt gesehen wird, inszeniert sich selbst als Star. So prangt im Eingangsbereich der Ausstellung eine leere, weiße Wand, auf die der Künstler in leuchtendem Blau seinen Namen gesprüht hat. Orthografische Fehler und deren offensichtliche Korrektur miteingeschlossen. Laut Pressetext ein „Selbstporträt als Montage, als nicht authentisches, künstliches Konstrukt“. Uklanski spielt offensichtlich mit den Erwartungen des Publikums. Er nutzt nicht nur die Strategien der Selbstinszenierung und -vermarktung, sondern „gewinnt aus diesen Mitteln grundlegende Aspekte seiner konzeptuellen Arbeit“, wie es heißt.

Ausgehend von Bildern, die laut eigenen Angaben „verbraucht, bankrott und hohl“ sind, recycelt er die Visuals, Konzepte und Klischees. Zu sehen sind Arbeiten wie die großformatige Farbfotografie „Ohne Titel (President du groupe Artemis, Monsieur Francois Pinault)“ oder „Ohne Titel (Bullethole)“ aus geschnittenem Papier oder die eindrucksvolle Styropor-Arbeit „Ohne Titel (Eagle, Polish).

Gänzlich anders arbeitet Greenfort, der sich unter anderem mit dem Lebendigen und dessen schwindendem Lebensraum beschäftigt. In einer ungewöhnlichen Performance führt er – in einem auf 28 Grad erwärmten Raum – eine exotische Schmetterlingsart vor, die vom Aussterben bedroht ist und deshalb im Schmetterlingshaus gezüchtet wird. Konterkariert soll diese Erscheinung durch den perfekt an Monokulturen angepassten Kohlweißling werden, der nicht lebend, sondern vom Künstler präpariert gezeigt wird. „Es findet somit eine Umkehrung der üblichen Wertschätzung statt“, so Holub, „die über das ’Flüchtige’ ebenso künstlerische Repräsentationsformen wie Sammlerwerte hinterfragt“.

Mit einer Inszenierung einer Kaviarbar im ehemaligen Cafe der Secession thematisiert Greenfort die Zusammenhänge im Kaviarhandel:
In Zusammenarbeit mit dem WWF Österreich und dem Finanzministerium konnte er vom Zoll beschlagnahmten Kaviar bekommen, der als Readymade präsentiert wird. Eine andere Arbeit beschäftigt sich Greenfort mit weggeworfenen Weihnachtsbäumen, die nie in einem normalen Wald gestanden haben, sondern speziell für den Verkauf gezüchtet wurden. Ein großer Teil davon komme aus Dänemark. Als Zeichen dieses Wegwerfprodukts hat er Weihnachtsbäume fotografiert, ausgeschnitten und teilweise in Brand gesteckt und schlussendlich als Collage verarbeitet, um den Bäumen einmal – künstlich – die Chance zu geben, einen richtigen Wald zu bilden.

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