Ein Vergleich mit seinem berühmten Vater bleibt da schon rein optisch nicht aus. Dass der New Yorker auch noch Musik macht und damit nicht nur in die Fußstapfen der großen Beatles-Ikone, sondern auch seines wenig erfolgreichen Halbbruders Julian Lennon tritt, macht die Sache nicht einfacher. Gestern, Dienstag, Abend gastierte Sean mit seiner Band im Wiener WUK.
Der Musiker präsentierte – nach odysseus-ähnlicher Tour, wie er seinem Publikum ein wenig erschöpft versicherte – das jüngste Album Friendly Fire, das von der Kritik als eingängiges Popalbum in der Tradition seines Vaters bejubelt wurde. Dass dieser Schatten wohl noch lange über ihm hängen wird, scheint Sean jedoch vorerst nichts auszumachen. Vielmehr ermöglichte ihm das wohl, mit den berühmten Bands Sonic Youth und Beastie Boys zu arbeiten und sich für sein drittes Album (nach Into The Sun 1998 und Half Horse Half Musician 1999) immerhin sieben Jahre Zeit zu lassen.
Tatsächlich klingt Friendly Fire reifer und gesetzter als die Vorgänger, die Melodien sind entspannt und wenig refrainlastig, es sind moderne Popsongs, die Sean Lennon zum Besten gibt. Dass es trotzdem nicht gerade viele Leute ins WUK gezogen hat, dürfte nicht zuletzt am Tempo der Lieder liegen. Der Rhythmus ist zumeist getragen, die Stimmung ruhig und wenig euphorisch, das Konzept gestaltet sich wenig abwechslungsreich. Dementsprechend entwickelte sich der Abend recht schnell zu einer langweiligen Angelegenheit – das Album daheim im CD-Player und auf der Couch wäre um einiges gemütlicher gewesen.
Dennoch blitzte auch immer wieder das Können des jüngsten Lennon-Sprosses auf. Wenn er einmal nicht ins Mikrofon nuschelte und sich gemeinsam mit seiner Band einem intellektuell-instrumentellen Post-Pop-Sound hingab, entwickelte sich für wenige Momente so etwas wie eine Atmosphäre im WUK. Diese Momente waren aber insgesamt leider viel zu selten. Dass Sean irgendwann das Schicksal seines Halbbruders teilen wird, bleibt dennoch zu bezweifeln. Dafür wirkte die kurze Performance mit den zwei Zugaben zu abgebrüht und souverän, dafür dürfte sich Sean mittlerweile schon zu sehr mit seinem Schicksal abgefunden haben.