AA

Südkorea rüstet sich

Angesichts der atomaren Bedrohung aus Nordkorea will die südkoreanische Armee weiter aufrüsten. Verteidigungsminister Yoon Kwang Ung plädierte in Seoul dafür, sein Land unter den Atomabwehrschild der USA zu stellen.

Darüber soll schon kommende Woche beraten werden. Zudem werde Südkorea sein konventionelles Abwehrsystem weiter entwickeln, sagte der Minister. Nordkorea warf den USA vor, unter dem Deckmantel der Umorganisation seiner Truppen in Südkorea eine Invasion in Nordkorea zu planen. Washington bereitete derweil einen neuen Entwurf für eine UN-Resolution vor, um gegen Nordkorea im UN-Sicherheitsrat wegen des von Pjöngjang bekannt gegebenen Atomwaffenversuchs Sanktionen zu verhängen.

„Beide Seiten werden das Thema des amerikanischen Atomschildes kommende Woche eingehend besprechen und dazu eine gemeinsame Erklärung abgeben“, sagte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums, der die jährlich stattfindenden Sicherheitsberatungen zwischen Südkorea und den USA ab nächsten Freitag vorbereitet. Das seit 1978 immer wieder in Aussicht gestellte Angebot der USA, Südkorea unter den Atomschild zu nehmen, solle dabei konkretisiert werden. Seoul wolle ebenso ausloten, ob die USA von Fall zu Fall taktische Atomwaffen liefern könnten, verlautete aus Sicherheitskreisen. Die Nachrichtenagentur Yonhap meldete, die Armee wolle modernste Waffen zur Abwehr atomar bestückter Raketen anschaffen. Seit dem am Montag verkündeten Atomwaffentest bereitet sich die Armeeführung in Seoul nach eigenen Angaben auf verschiedene Szenarien vor.

Die nordkoreanische Führung beschuldigte die USA, sich mit der Umstruktierung ihrer in Südkorea stationierten Truppen für Angriffe in Stellung zu bringen und unterstellte Südkorea, sich an einer Invasion der US-Truppen in Nordkorea beteiligen zu wollen. Die USA wollen ihre derzeit knapp 30.000 Mann starke Truppe in Südkorea im kommenden Jahr auf rund 25.000 Soldaten reduzieren. Außerdem sollen die Einheiten flexibler auch in anderen Gegenden der Region eingesetzt werden.

In New York wollten die fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrats und Japan ihre Beratungen über Sanktionen gegen Nordkorea fortsetzen. In der Sitzung am Donnerstag wollten die USA nach Angaben von Diplomaten einen überarbeiteten Resolutionsentwurf zur Diskussion vorlegen, damit spätestens am Samstag eine Entschließung verabschiedet werden kann. Die neue Fassung enthält demnach die wichtigsten Elemente des ersten Textes, darunter eine Verurteilung des Atomwaffentests, ein Waffenembargo und die Aufforderung zu Verhandlungen. Nicht mehr enthalten sind den Angaben zufolge die Vorschläge Japans, nordkoreanischen Schiffen und Flugzeugen den Zugang zu ausländischen Häfen und Flughäfen zu verweigern. Auch ein Exportembargo auf nordkoreanische Güter und Reiseverbote für die Führung des Landes sollen nicht mehr enthalten sein.

Die USA und andere Länder bestehen nach Diplomatenangaben weiterhin auf Kapitel VII der UN-Charta, das weit reichende Sanktionen vorsieht und militärische Mittel einschließt. China will jedoch nach wie vor nur Teile von Kapitel VII annehmen, etwa Artikel 41, der militärische Gewalt ausschließt. „Artikel 41 entspricht dem, was wir suchen“, sagte Chinas UN-Botschafter Wang Guangya am Mittwoch. Den Angaben zufolge will Peking zudem positive Elemente in die Resolution aufnehmen, etwa die Ermunterung zum Dialog und Angebote zur Zusammenarbeit. Um seine Verhandlungsposition zu untermauern, schickte Peking einen weiteren Top-Diplomaten nach New York. Tang Jiaxuan soll später vom UN-Sitz nach Moskau weiter reisen. Nordkorea hatte gewarnt, jede weiter reichende Sanktion als „Kriegserklärung“ aufzufassen.

Yan Xuetong, außenpolitischer Berater der chinesischen Regierung, zeigte sich in einem deutschen TV-Interview sehr besorgt. „Mit dem Atomtest haben sich die chinesisch-nordkoreanischen Beziehungen abgekühlt“, sagte Yan. „Das Verhältnis ist angespannt, wenn nicht gar feindselig. Dieses Mal bezeichnet China den Nukleartest offiziell als ’abscheulich’. In der politischen Sprache Chinas wird dieser Begriff nur benutzt, um das Verhalten eines Feindes zu beschreiben.“

Yan Xuetong, der außerdem Direktor des Instituts für internationale Beziehungen der Qinghua-Universität in Peking ist, sieht Chinas Interessen durch den Konflikt gefährdet, insbesondere in der Flüchtlingsfrage. „Ein offener Konflikt zwischen China und Nordkorea lässt Streitigkeiten um die Grenzen und eine Kontrolle des Flüchtlingsstroms aufbrechen. Und das nicht nur, wenn Nordkorea China angreift. Wenn Nordkorea durchdreht und etwa Seoul beschießt, versinkt die gesamte koreanische Halbinsel im Chaos. Und Chaos in Korea, ganz gleich welcher Art, verheißt für China nichts Gutes.“

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Südkorea rüstet sich
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen