(PC, XBSX) Wer die bizarre Kunst des Schweizer H.R. Giger mag, der wird sich in „Scorn“ wie zuhause fühlen: Alles sieht aus wie aus einem Alien-Film. Als namen- und stimmloser Protagonist quälen wir uns durch eine gruselige, geschlossene Welt, wo technische Konstruktionen auf verstörende Art mit biologischem Leben verschmelzen und mutieren. Das muss man gesehen haben! Sofern man mindestens 18 ist, viel Geduld und einen guten Magen hat.
"Du willst das Spiel spielen – selbst schuld!", glaubt man die Entwickler im Hintergrund lachen hören. Denn sie werfen Gamer:innen unvermittelt ins eiskalte Schleimwasser von "Scorn". Es gibt keine Erklärungen, kein Voice-Over und die Spielfigur bleibt stumm. Wir wissen nicht mal, wer/was wir sind, und finden uns in einer fremden, abartigen Welt wieder. Das Entdecken dieser Umgebung ist ein höchst empfehlenswerter Alb-/Traum: Die Landschaften, jeder Raum, jedes Gerät und jede Kreatur – alles ist schaurig schön bis ins kleinste glibberige Detail designt. Man staunt (und würgt) die gesamte ca. 3-5-stündige Spieldauer lang immer wieder.
Leider hinkt das Gameplay der gelungenen Präsentation hinterher. Das Spiel schickt Unerschrockene durch weit verzweigte Areale – zwar im Grunde recht geradlinig, aber doch verwirrend. Weil’s keine Kartenfunktion gibt, verliert man sich gerne mal im weitläufigen Gruselkabinett. Unterbrochen wird das Horror-Sightseeing dann durch zweierlei: Rätsel und/oder Kämpfe. Die Rätselqualität variiert stark: Einige sind zu einfach, andere sind (ohne Erklärung) frustrierend schwer nachvollziehbar. Aber der Rätsel-Großteil fällt kreativ und umfangreich aus, und das gleich von Beginn an. Analog zum menschlichen Dasein sind hier die bedeutendsten Momente die, in denen man etwas in etwas anderes hineinsteckt bzw. etwas in einen selbst hineingesteckt wird. Noch widerlicher als sich der letzte Satz gelesen hat, wird derlei im Spiel dargestellt – stets mit viel (Körper-)Flüssigkeit und lebensnahen Fleischlichkeiten. Sensible Gemüter halten sich am besten gut an der Kotztüte fest.
Ein massiver Schwachpunkt des Games sind die Kämpfe gegen an allen Ecken auftauchendes, mutiertes Getier. Die Waffen fühlen sich zu träge an, die Fights spielen sich unbefriedigend und erbarmungslos. Da kann man schon mal unverhofft schnell das Zeitliche segnen und erkennen, dass die Checkpoints bösartig weit auseinander liegen. Wenn möglich sollte man Feinde umgehen. Die Munition für das schmale Waffensortiment ist ohnehin begrenzt.
Fazit
"Scorn" ist ein Ausnahmespiel mit unglaublich dichter Atmosphäre. Wer ein unvergessliches Erlebnis sucht, liegt hier goldrichtig. Allerdings muss man Durchhaltevermögen mitbringen und bereit sein, beim Gameplay Abstriche in Kauf zu nehmen das Game verlangt einiges von den Gamer:innen ab – sogar mitdenken muss man. Denn nach dem Durchspielen ist man auch nicht viel schlauer und darf die deftige Symbolik selbst deuten.
(VOL.AT/Ländle Gamer)