Die Organisatoren – die lettische Lesben & Schwulenorganisation “Mozaika” hatte dagegen Berufung eingelegt und unter anderem vom Lettischen Zentrum für Menschenrechte und aus Nachbarländern Unterstützung erhalten. Die Rigaer Stadtregierung hatte das Verbot wie schon bei früheren Gelegenheiten und im Einklang mit ähnlichen Verboten in Polen, Litauen und Russland damit begründet, dass die Sicherheit der Teilnehmer wegen erwarteter Gegenaktionen nicht gewährleistet werden könne.
Ein Sprecher der Stadt Riga kündigte laut der lettischen Nachrichtenagentur LETA an, den Gerichtsentscheid zu akzeptieren und die Parade nun doch zuzulassen. Die genauen Modalitäten des Umzugs müssten jetzt noch mit den Organisatoren vereinbart werden. Dies wurde von “Mozaika”-Vorstandsmitglied Evita Gosa auch zugesagt. Gosa zeigte sich über das Urteil des Verwaltungsgerichts zufrieden und sagte, die Entscheidung sei angesichts der Absenz legitimer Gründe für das Verbot “logisch und erwartet” gewesen.
Bereits in vergangenen Jahren hat die Parade samt diversen Zusatzveranstaltungen unter dem Titel “Baltic Pride” die Gemüter hochgehen lassen. Auch m Jahr 2005 musste die Genehmigung in einem analogen Verfahren in letzter Minute erzwungen werden. 2006 durften nur ein Gottesdienst und ein Seminar stattfinden, 2007 und 2008 wurden die Umzüge von den Behörden in eingeschränkter Form und nicht im Zentrum von Riga zugelassen. Dabei kam es jedes Mal zu schwulenfeindlichen Störaktionen sowie vereinzelt auch zu handgreiflichen Attacken von Seiten Hunderter oder sogar mehreren Tausend “Gegendemonstranten”. Die Rigaer Regierung hatte diesmal angeblich versucht, die Parade noch weiter an den Stadtrand zu drängen. Dies war jedoch von den Organisatoren abgelehnt worden.
Ausländische Politiker wie die EU-Spitzenkandidatin der österreichischen Grünen, Ulrike Lunacek, der deutsche Grünen-Politiker Volker Beck und andere bekannte Persönlichkeiten wie die Mitglieder der schwedischen Ex-Popgruppe ABBA haben die Vorfälle in Riga und die Homosexuellen-feindliche Grundhaltung in der lettischen Politik mehrfach scharf kritisiert. Mehr oder weniger deutliche schwulenfeindliche Aussagen gehören in Lettland politisch fast zum “guten Ton”. Neben unverhohlenen Homosexuellen-Gegnern wie dem Politiker Janis Smits ließen sich unter anderem Ex-Ministerpräsident Aigars Kalvitis und ranghohe Vertreter der katholische Kirche in Lettland zu derartigen Äußerungen hinreißen.