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Schweres Fährunglück in New York

Ursache für das schwere Fährunglück von New York ist offenbar ein Kreislaufkollaps des Steuermanns: Er brach vermutlich kurz vor dem Unfall über dem Steuer zusammen.

Die Fähre aus Manhattan mit 1.500 Menschen an Bord war am Abend mit voller Geschwindigkeit gegen eine Kaimauer in Staten Island geprallt. Dabei wurden zehn Personen getötet und 65 verletzt. Drei der Verletzten verloren Gliedmaßen, sechs befanden sich am Freitag noch in kritischem Zustand.

Der Zusammenbruch des Steuermanns hänge möglicherweise mit der Einnahme eines Medikaments gegen Bluthochdruck zusammen, sagte Stadtratsmitglied Michael McMahon nach einer Anhörung. Der 55-Jährige Zweite Kapitän hatte nach dem Unglück versucht, sich das Leben zu nehmen und befand sich am Freitag noch in kritischem Zustand. Ein erster Alkoholtest fiel negativ aus, wie aus Ermittlerkreisen verlautete.

Die Fähre prallte mehre hundert Meter von der eigentlichen Anlegestelle entfernt gegen die Kaimauer. Die Behörden ermittelten, ob Besatzungsmitglieder das Unglück nicht verhindern konnten, weil sie nicht auf ihren Positionen waren. Nach den Bestimmungen der Verkehrsbehörde müssen sich Kapitän und Steuermann beim Anlegen in der Führerkabine aufhalten. „Wir wissen noch nicht, ob die Bestimmungen während des Unfalls eingehalten wurden“, sagte die Vorsitzende der Behörde für Verkehrssicherheit (NTSB), Ellen Engleman.

Wie am Donnerstag bekannt wurde, stand der Steuermann auch bei einem Unglück im Jahr 1995 am Steuer, das auf das Versagen einer Schiffsschraube zurückgeführt wird. Auch damals prallte die Fähre gegen die Kaimauer von Staten Island, mehrere Passagiere wurden verletzt. Der 55-Jährige arbeitet bereits seit 15 Jahren für die New Yorker Verkehrsbehörde.

Von einem Blutdruckproblem sei nichts bekannt, sagte Behördenchefin Iris Weinshall. Die Familie des Steuermannes rief alle Beteiligten auf, keine voreiligen Urteile zu fällen. Am Freitag wurden auch andere Ursachen noch nicht ausgeschlossen, etwa das stürmische Wetter oder ein technischer Defekt.

Unter den Unfallopfern war auch ein Versicherungsanwalt aus Manhattan, der die Terroranschläge vom 11. September im World Trade Center überlebt hatte.

Glück im Unglück hatte dagegen der 24 Jahre alte Michael Esposito. Er verlor beide Unterschenkel; das beherzte Handeln einer mutmaßlichen Krankenschwester rettete ihm jedoch das Leben. Die Frau, vermutlich eine britische Touristin, legte ihm noch am Unglücksort Druckverbände an und sorgte für seine sofortige Behandlung im Krankenhaus. Anschließend verließ sie die Klinik, ohne ihren Namen zu hinterlassen. „Sie rettete sein Leben“, sagte der Großvater des Mannes am Freitag.

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