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Schweres Erdbeben in der Türkei

Bei einem schweren Erdbeben in der Südosttürkei sind nach Angaben der türkischen Regierung mindestens 150 Menschen getötet worden.

Bei einem schweren Erdbeben im Südosten der Türkei sind nach Befürchtungen der Behörden mindestens 150 Menschen ums Leben gekommen. In der gesamten Provinz wurden bis zum Nachmittag nach vorläufigen Angaben über 80 Tote und mehr als 400 Verletzte gezählt. Am schwersten getroffen war ein Schulwohnheim in der Nähe der 125.000 Einwohner zählenden Stadt Bingöl, in dessen Trümmern Rettungsmannschaften nach mehr als 100 verschütteten Kindern suchten. Im Zentrum von Bingöl stürzten mehrere mehrstöckige Häuser ein. Zuletzt war die Stadt vor 32 Jahren von einem schweren Beben heimgesucht worden, bei dem rund 900 Menschen ums Leben kamen.

Der Erdstoß mit der Stärke 6,4 auf der Richterskala hatte die Bewohner der mit 250.000 Menschen – hauptsächlich Kurden – relativ dünn besiedelten Provinz gegen 3.27 Uhr Ortszeit im Schlaf überrascht. In dem Schulzentrum im Dorf Celtiksuyu, das fast 200 Schülern auch als Wohnheim diente, wurden bis zum Nachmittag mehr als 70 lebend gerettet. Die meisten hatten in den ersten Minuten nach dem Beben mit Hilfe von Anrainern in Sicherheit gebracht werden können. 25 Kinder und ein Lehrer wurden bis zum Nachmittag tot aus den Trümmern geholt. Auch in der Stadt Bingöl wurde eine neu gebaute Grundschule fast vollständig zerstört.

In dem Wohnheim schliefen nach Angaben eines Betreuers 198 Kinder. Rund 35 Kindern sei die Flucht aus dem einstürzenden Haus gelungen. 35 weitere wurden nach dem Beben von Rettungskräften geborgen. Soldaten und Sanitäter hatten Mühe, die besorgten Eltern von den Trümmern fern zu halten. Die Schreie und das Weinen der verschütteten Kinder sei zu hören, hieß es. „Der Stall, den ich selbst gebaut habe, ist nicht zusammengebrochen, aber die Schule“, klagte der Vater eines geretteten zwölfjährigen Buben der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi.

Der türkische Rote Halbmond schickte nach Angaben der Agentur 13.000 Decken, rund 3.000 Zelte, Tonnen von Lebensmitteln, Feldküchen und Generatoren nach Bingöl. Auch ein Feldlazarett, das wegen des Krieges im Irak in der türkischen Grenzstadt Silopi errichtet worden war, wurde nach Bingöl verlegt. Rettungsmannschaften und Ärzte aus umliegenden Provinzen brachen in das Katastrophengebiet auf.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan machte sich persönlich ein Bild vom Ausmaß der Katastrophe. „Gott möge Schlimmeres verhüten“, sagte Erdogan mit Blick auf die verschütteten Schulkinder. Auch im Stadtzentrum von Bingöl wurde mit Hochdruck nach Verschütteten gesucht.

Angesichts der vielen Verletzen war das staatliche Krankenhaus von Bingöl völlig überfordert. „Wir haben jede Hilfe nötig“, sagte der Chefarzt des Krankenhauses. Die Opfer wurden aus Angst vor Nachbeben in Zelten und im Garten des Hospitals versorgt. Andere wurden in die rund 120 Kilometer entfernte Stadt Elazig und auch in die größte Stadt der Region nach Diyarbakir gebracht.

Dem ersten Erdstoß folgten bis zum Nachmittag nach Angaben der Kandilli-Erdbebenwarte in Istanbul mehr als 100 Nachbeben. Nach einem Beben dieser Größenordnung seien weitere Erschütterungen bis zu 5,2 möglich, sagte die Direktorin der Erdbebenwarte, Gülay Barbarosoglu.
Noch am Donnerstag lief die internationale Hilfe an. Griechenland hat der türkischen Regierung 300.000 Euro für die Opfer des schweren Erdbebens überwiesen. Darüber hinaus ist Griechenland bereit, Rettungsmannschaften ins Nachbarland zu entsenden.

Die Internationale Rettungshunde Organisation (IRO) mit Sitz in Niederösterreich hat ebenfalls bereits ihre Hilfe angeboten. Hundeführer der Wiener Feuerwehr halten sich einer Aussendung zufolge abrufbereit. Die IRO war u.a. im August 1999 in der Türkei, im September 1999 in Taiwan und im Februar 2001 in Indien im Einsatz.

Auch das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) – bereits zwei Mal in der Türkei im Einsatz – hat seine Hundestaffeln in Bereitschaft versetzt. Bei Anforderung können innerhalb von wenigen Stunden zwölf Hundeführer und ihre Tiere in die Region entsendet werden.

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