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Schwere Unwetter: NÖ erwartet kritische Situation

Die Lage in Niederösterreich ist angespannt.
Die Lage in Niederösterreich ist angespannt. ©APA/GEORG HOCHMUTH (Symbolbild)
In Niederösterreich haben sich die Prognosen für die erwarteten Regenmengen erhöht. "Die Lage hat sich verschärft! Wir rechnen mittlerweile mit bis zu 300 Liter Niederschlag pro Quadratmeter und orkanartigen Windböen", so LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) nach einer Lagebesprechung am Freitag in Tulln.
Warnung an alle Wiener: Unnötige Wege vermeiden
Die aktuelle Lage im Liveticker

An der Donau rechnen Experten aktuell mit einem bis zu 30-jährlichen, am Kamp mit einem bis zu 100-jährlichen Hochwasser. "Bei diesen Prognosewerten können Evakuierungen am Kamp nicht ausgeschlossen werden", hieß es am Freitagabend. Der mobile Hochwasserschutz wurde aufgebaut. Die Feuerwehr verzeichnete zahlreiche Einsätze.

Vorbereitungen: Mobile Hochwasserschutzanlagen werden aufgebaut

Pernkopf berief den Landesführungsstab ein, in dem alle Einsatzorganisationen mit ihren Verbindungsoffizieren vertreten sind. Am Vormittag war man von bis zu 300 Litern Niederschlag pro Quadratmeter und orkanartigen Windböen ausgegangen. "Die Gesamtwetterlage führt dazu, dass wir insgesamt eine flächenhaft kritische Situation für das gesamte Land haben", sagte der Landesvize nach einer Lagebesprechung in Tulln. Insgesamt wurden ab den Mittagsstunden bis am Abend 312 Einsätze verzeichnet, 220 Feuerwehren rückten mit 460 Fahrzeugen aus. Aufgrund von anhaltenden Niederschlägen und Sturm wurden Mitglieder in mehreren Bezirken alarmiert, um beispielsweise Auspumparbeiten durchzuführen oder umgestürzte Bäume zu entfernen. Die Helfer seien weiterhin in Alarmbereitschaft, betonte Sprecher Klaus Stebal vom Landeskommando.

Aufgrund von anhaltenden Niederschlägen und Sturm rückten Feuerwehren am Freitag in mehreren Bezirken aus, um beispielsweise Auspumparbeiten durchzuführen oder umgestürzte Bäume zu entfernen. Die Helfer seien weiterhin in Alarmbereitschaft, betonte Sprecher Klaus Stebal vom Landeskommando. Der Aufbau des mobilen Hochwasserschutzes in der Wachau und anderen Landesteilen durch die Feuerwehr war im Laufen. Zudem wurden Sandsäcke gefüllt und Retentionsräume geschaffen. Zum Beispiel werde durch die EVN am Kamp Wasser abgelassen, um Pufferspeicher zu haben.

Mikl-Leitner: "Die Wetterlage ist angespannt."

"Die Wetterlage ist angespannt. Uns ist die Sicherheit der niederösterreichischen Landsleute das Wichtigste", betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nach der Lagebesprechung. Es seien alle Vorkehrungen getroffen worden, "die möglich und notwendig sind, um für die nächsten Tage gerüstet zu sein". "Nahezu 1.700 Feuerwehren mit mehr als 100.000 Mitgliedern stehen für das Bundesland zur Verfügung", sagte Andreas Herndler, Stabsleiter beim Landesfeuerwehrverband.

Auch der Straßendienst ist in Alarmbereitschaft. "Es wurden alle Vorbereitungen getroffen, um rasch einschreiten und helfen zu können", informierte LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) in einer Aussendung. "Im Fall von Hochwasser, Vermurungen und Sturmschäden werden die Kollegen der Straßenmeistereien umgehend in den Dienst gestellt", sagte Landbauer. Winterdienst- sowie Großgeräte wie Bagger und Schlammsauger stehen bereit.

"Durch den starken Schneefall im Alpenvorland wurden bereits viele Einsätze in den letzten Stunden durchgeführt", berichtete Niederösterreichs Straßenbaudirektor Josef Decker. In den Bergen kam es zu einem Wintereinbruch. Winterliche Fahrverhältnisse oder umgestürzte Bäume führten zu Straßensperren, betroffen war u.a. die B28 zwischen Puchenstuben (Bezirk Scheibbs) und Lassingrotte in Annaberg (Bezirk Lilienfeld) sowie die Mariazeller Straße (B20) bei Wienerbruck in Annaberg.

Nehammer bei Lagebesprechung, Van der Bellen dankt Helfern

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hielt am Freitagabend im Bundeskanzleramt eine Lagebesprechung mit Expertinnen und Experten ab und stand in Kontakt mit Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). "Derzeit sind fast alle Bundesländer von extremen Regenfällen, teils auch von Schneefall, betroffen. Die kommenden Tage stellen daher eine enorme Herausforderung für alle Einsatzkräfte dar. Feuerwehren, Zivilschutz, Polizei und Bundesheer sind in hoher Einsatzbereitschaft, um überall dort zu helfen, wo Unterstützung benötigt wird", hieß es aus dem Kanzleramt.

Nehammer hat die für das Wochenende geplanten Wahlkampftermine abgesagt. Der Bundeskanzler wird Samstagmittag an einer Lagebesprechung des Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements (SKKM) mit den Landesleitzentralen im Innenministerium teilnehmen. Dank richtete indes Bundespräsident Alexander Van der Bellen an all jene, die derzeit großteils ehrenamtlich im Einsatz sind. Die aktuelle Unwetter-Notlage würde "uns alle" in den nächsten Stunden und Tagen auf die Probe stellen, oberstes Gebot sei, "füreinander da zu sein", so Van der Bellens Video-Appell. "Vielleicht braucht die Nachbarsfamilie Unterstützung bei der Sicherung ihres Kellers oder die Nachbarin, die nicht mehr so mobil ist, freut sich, wenn man einen Einkauf für sie erledigt."

Verspätungen am Flughafen Wien, zahlreiche Veranstaltungen abgesagt

Flugreisende mussten mit Verspätungen rechnen: "Aufgrund der aktuell schlechten Wetterlage an verschiedenen europäischen Standorten und in Wien kommt es derzeit zu vereinzelten Verzögerungen im Flugverkehr ab Wien", teilte der Flughafen Wien in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) auf Anfrage mit. Passagieren wurde empfohlen, sich auf der Website des Airports oder bei den Airlines über den Status ihrer gebuchten Flüge zu informieren.

Zahlreiche Veranstaltungen im Bundesland wurden wetterbedingt abgesagt. Neben dem für Sonntag geplanten Wachau-Marathon kann auch die "Starnacht aus der Wachau" am 20. und 21. September in Rossatzbach (Bezirk Krems-Land) nicht stattfinden. "Das Veranstaltungsgelände muss laut Bescheid auf Basis der aktuellen Donaupegelstände geräumt werden", teilte der ORF am Freitag in einer Aussendung mit. Ein erneuter Aufbau sei nicht mehr rechtzeitig möglich. Bereits gekaufte Tickets für die Veranstaltung werden rückerstattet.

Zugverkehr nach Murenabgang eingestellt

Wegen eines Murenabgangs ist auf der Strecke zwischen Aspang (Bezirk Neunkirchen) in Niederösterreich und dem Friedberg (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) in der Steiermark kein Zugverkehr möglich. Präventiv eingestellt wird nach ÖBB-Angaben der Betrieb von Samstagfrüh bis Montagabend auf den Strecken Wiener Neustadt Hauptbahnhof - Puchberg am Schneeberg, Wöllersdorf - Gutenstein, Bad Fischau/Brunn - Gutenstein, Leobersdorf - Weisenbach-Neuhaus und Wiener Neustadt Hauptbahnhof - Friedberg. Schienenersatzverkehre werden eingerichtet. In der Wachau wird aufgrund der prognostizierten Hochwasserlage der Regionalbusverkehr am linken Donauufer ab Samstag mit Betriebsschluss eingestellt. Betroffen ist die Linie 715. Als Ersatz steht die Wachaubahn zur Verfügung, im VOR gültige Fahrkarten werden anerkannt, teilte die NÖVOG mit.

Auch Städte und Gemeinden rüsten sich. In St. Pölten wurden Kaiserwald, Hammerpark und Sparkassenpark gesperrt. Bei Sturm gelte im Viehofner und Ratzersdorfer Seengebiet ein Betretungsverbot. "Die Parkanlagen und Wege entlang von großen Bäumen werden überprüft und gegebenenfalls aus Sicherheitsgründen gesperrt", hieß es in einer Aussendung des Wiener Neustädter Magistrats. Seitens der Stadtgemeinde Baden wurden Anrainer im Umkreis von Schwechat und Mühlbach aufgerufen, "in den kommenden Tagen besonders wachsam" zu sein. Wegen Sturm- und Überflutungsgefahr gesperrt wurde bis voraussichtlich Montag die Johannesbachklamm, informierte die Gemeinde Würflach (Bezirk Neunkirchen).

(APA/Red)

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