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Schwere Unwetter in Norddeutschland

Tagelanger brütender Hitze folgten Wolkenbrüche mit Sturm, Blitz und Donner: Ein heftiges Unwetter ist in der Nacht zu Freitag über Norddeutschland hinweggetobt.

Sintflutartige Regenfälle und Windböen von bis zu 80 Kilometern pro Stunde lösten ein Chaos aus, Hunderte Keller standen unter Wasser, Feuerwehr und Polizei waren im Dauereinsatz.

Obwohl die Rettungskräfte vielerorts bis in die frühen Morgenstunden damit beschäftigt waren, voll gelaufene Keller auszupumpen und überflutete Fahrbahnen zu räumen, beruhigte sich die Lage am frühen Freitagmorgen, wie die Behörden mitteilte. Bereits in der Nacht zuvor waren Gewitterstürme über Süddeutschland gefegt.

Einige Meteorologen führen die extremen Wetterumschwünge auf die globale Erwärmung zurück. „Im Juni und Juli war es in diesem Jahr etwa ein bis zwei Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt“, sagte Hans-Joachim Heinemann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Hamburg. Deutschland sei in diesem Jahr erstmals von den Folgen der Klimaerwärmung betroffen. Je heißer die Luft sei, desto heftiger seien auch die anschließenden Gewitter.

Der Norden Niedersachsens war am Donnerstagabend besonders schwer betroffen. Über Adendorf stürmte eine Windhose. „Zwei Autos wurden umgeworfen, Hausdächer abgedeckt und ein Altpapiercontainer flog durch die Luft“, sagte ein Polizeisprecher in Hannover. In Lüneburg stand das Wasser bis zu 75 Zentimeter hoch. In Horneburg, wo vor zwei Wochen ein Deich gebrochen war, waren Straßen überflutet.

In Hamburg fuhren 900 Rettungskräfte insgesamt rund 1.400 Einsätze. Umgestürzte Bäume legten eine Bahn-Strecke kurzzeitig lahm, die Autobahn A 24 in Hamburg musste zeitweilig gesperrt werden. An der Elbe fegte der Wind einen Wohnwagen um und verletzte eine Frau leicht. Gegen Mitternacht beruhigte sich die Situation dann wieder.

„Das war der stärkste Niederschlag innerhalb einer Stunde in Hamburg seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1906“, sagte der Technische Geschäftsführer der Stadtentwässerung, Reinhard Funke. Im Stadtteil Blankenese seien 65 Liter Wasser je Quadratmeter innerhalb von 45 Minuten gefallen.

In Sachsen-Anhalt musste der Interregio von Halle nach Goslar umgeleitet werden, teilte die Deutsche Bahn mit. In Sachsen dagegen trat am Freitag an vielen Schulen der so genannte „Tropenplan“ in Kraft: Wegen der Hitze wurde der Unterricht um zehn bis 15 Minuten verkürzt.

Extrem starker Regen im Süden Skandinaviens hat seit Donnerstag zu Überschwemmungen in einzelnen dänischen und schwedischen Gebieten geführt. Auf der zu Schweden gehörenden Insel Orust an der Kattegat-Küste lösten die Behörden in der Nacht zum Freitag Katastrophenalarm aus, nachdem 6000 Haushalte ohne Strom waren.

Mehrere Häuser drohten von den Wassermassen weggespült zu werden. In der Kopenhagener Vorstadt Greve kam am Vortag der Verkehr auf den völlig überschwemmten Straßen zum Erliegen.

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