Schwere Unruhen in Zentralchina
Es habe etwa zehn Tote und dreißig Verletzte gegeben, sagte eine lokale Quelle, die Angaben der New York Times über 148 Tote nicht bestätigen konnte. Das US-Blatt hatte sich bei der genannten Opferzahl auf eine Person berufen, die von der Polizei über die Zwischenfälle unterrichtet worden sei. Tausende Soldaten wurden mobilisiert.
Erst vor zwei Wochen waren in der südwestlichen Metropole Chongqing (Tschungking) schwere Unruhen ausgebrochen, die das Militär unter Kontrolle bringen musste. Der nunmehrige Konflikt in der Provinz Henan entzündete sich nach Schilderungen an einem lokalen Streit auf der Straße. Es sei zu einer Schlägerei zwischen Angehörigen der Hui-Minderheit und Han-Chinesen gekommen, die zu Straßenschlachten ausuferten und mehrere Dörfer erfassten. In der Volksrepublik leben nach offiziellen Angaben etwa zwanzig Millionen Moslems, von denen neun Millionen der Hui-Minderheit angehören.
Ethnische und religiöse Spannungen herrschen seit Jahren in der Nordwestregion Xinjiang (Sinkiang), wo die kommunistischen Behörden regelmäßig Kampagnen gegen separatistische und illegale religiöse Aktivitäten in Gang setzen. Xinjiang ist großteils von nichtchinesischen moslemischen Bevölkerungsgruppen bewohnt. Neben dem Turkvolk der Uiguren leben dort auch Kirgisen, Kasachen und Tadschiken – deren Landsleute in der früheren Sowjetunion heute über eigene Staaten verfügen – unter chinesischer Herrschaft. Die Region beherbergt Chinas Atomanlagen und Raketenabschussbasen.
Die enorme Zunahme der Arbeitslosigkeit als Folge der chinesischen Wirtschaftsreformen hat in mehreren Teilen des bevölkerungsreichsten Landes der Welt zu Unruhen und Massenprotesten geführt.