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Schwere Nachbeben in Afghanistan

Ministerpräsident Hamid Karsai hat sich ein Bild von der Lage im Erdbebengebiet gemacht. Ein neues Erdbeben in Afghanistan könnte weitere Schäden angerichtet haben.

Ein neues Erdbeben in Afghanistan könnte weitere Schäden angerichtet haben. Das befürchteten Experten der Vereinten Nationen, berichtete der britische Sender BBC aus der zerstörten Stadt Nahrin in der nördlichen Provinz Baghlan.

Die Serie schwerer Erdbeben hat seit Montag bis zu 4.800 Menschen getötet. 150.000 Menschen sind obdachlos. Um 13.22 Ortszeit (9.52 MEZ) erschütterte am Mittwoch ein neues Erdbeben der Stärke 5,4 bis 5,8 die Region. Sein Epizentrum lag nahe dem des ersten Bebens der Stärke 6,1 am Montag.

Die Zahl der Erdbeben stieg damit auf acht. Außerdem gab es zahlreiche Nachbeben. Der afghanische Übergangsregierungschef Hamid Karsai besuchte am Mittwoch das Erdbebengebiet und versprach Hilfe.

Die Folgen der Erdbebenserie sind so verheerend, weil die Beben ihre Energie nur zehn Kilometer unter der Erdoberfläche freisetzen. Dies führe aber zugleich dazu, dass die Schäden auf eine relativ kleine Region begrenzt blieben, berichtete ein BBC-Reporter.

Karsai rief vor mehreren hundert Menschen in der provisorischen Zentrale des Hilfseinsatzes in Nahrin die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung der betroffenen Region auf. Auch er werde alles ihm Mögliche tun, sicherte er den Überlebenden zu, die er für ihre Tapferkeit lobte. Bewohner unterbrachen seine Rede mit der Forderung nach Wasser und Strom.

Wissenschafter der US-Erdbebenwarte im kalifornischen Golden erklärten, das Beben der Stärke 6,1 im Bereich der nordafghanischen Stadt Nahrin habe vor allem auch deshalb so großen Schaden angerichtet, weil es sich so nahe an der Erdoberfläche ereignet habe. Sein Zentrum habe sich in maximal fünf Kilometern Tiefe befunden, was ein relativ geringer Wert sei. Nach Angaben der örtlichen Behörden stürzten etwa 20.000 Häuser ein, so dass zehntausende Menschen obdachlos wurden.

In Nahrin dauerten die Bergungsarbeiten unterdessen an. Bis zu 700 Freiwillige räumten Trümmer mit Schaufeln beiseite. Am Morgen trafen zahlreiche Lastwagen mit Decken und Zelten ein. Nach Angaben von UN-Sprecher Manoel de Almeida e Silva wurden allein in der Region Nahrin Unterkünfte für 6.000 bis 7.000 Familien benötigt.

Viele Straßen der Region waren unpassierbar. Zum Transport von Ärzten und Hilfsgütern wurden auch Hubschrauber der afghanischen Armee eingesetzt. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) organisierte bereits am Dienstagabend Lebensmitteltransporte von Masar-i-Scharif nach Nahrin. Die Ärzte ohne Grenzen entsandten zwei Ärzteteams, das IKRK wollte Erste-Hilfe-Koffer liefern. Auch Russland entsandte Nahrungsmittel, Decken, Arznei und andere Hilfsgüter, wie eine Regierungssprecherin in Moskau erklärte. Zugleich bemühten sich die UN um die Einrichtung einer Luftbrücke in die Katastrophenregion. Hier wurde die internationale Schutztruppe für Afghanistan um ihre Mithilfe gebeten.

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