Israelische Medien berichteten unter Berufung auf Diplomatenkreise, dass die Regierung “jede Attacke auf den Staat Israel mit einer aggressiven Antwort” zu erwidern gedenke. Außenminister Avigdor Lieberman habe eigentlich den israelischen Botschafter aus Ankara abberufen wollen. Auch gab es Spekulationen, dass Lieberman die Türkei-Visite von Verteidigungsminister Barak torpedieren wolle.
Premier Erdogan hatte während eines Libanon-Besuches erklärt, dass Israel “gezielt palästinensische Kinder ermordet”. Darauf reagierte das israelische Außenministerium mit der Äußerung: “Die Türken sind die Letzten, die dem Staat Israel und seiner Armee moralische Lektionen erteilen können, zumal Israel die moralischste Armee der Welt hat.” Die türkische Filmgesellschaft Pana Film, die die Serie “Das Tal der Wölfe” produziert, erklärte, Israel habe sich nicht davon abbringen lassen, in Gaza Kinder zu beschießen, die in UNO-Einrichtungen Zuflucht gesucht hätten. In der TV-Serie würden nur den Tatsachen entsprechende Vorkommnisse gezeigt.
Barak will nach Angaben seines Büros an seinem für Sonntag geplanten Türkei-Besuch festhalten. Die Türkei hatte im Vorjahr ein Luftwaffen-Manöver mit israelischer Beteiligung in Zentralanatolien abgesagt. Die israelische Regierung hatte auf diesen Schritt mit großer Besorgnis reagiert. Ankara hatte indirekte Verhandlungen zwischen Israel und Syrien vermittelt, die seit der israelischen Gaza-Offensive unterbrochen sind. Vertreter der israelischen Regierung hatten verlauten lassen, man sei an einer Wiederaufnahme der türkischen Vermittlungstätigkeit nicht interessiert. Syrien verlangt die bedingungslose Rückgabe der von Israel besetzten Golan-Höhen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat erklärt, er sei nicht bereit, das Gebiet aufzugeben. Außenminister Lieberman hatte Gespräche mit Syrien praktisch ausgeschlossen, weil die Führung in Damaskus “terroristische Organisationen” unterstützen und bewaffnen und dem Iran bei dessen Atomprogramm den Rücken stärken würde.
Saudi-Arabien hat den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan unterdessen in Anerkennung seiner “großartigen Bemühungen” um die Anliegen der islamischen Welt und seiner Haltung im Nahost-Konflikt mit dem “Internationalen König-Faisal-Preis für Verdienste um den Islam” ausgezeichnet. Erdogan hatte aus der arabischen Welt und auch aus dem Iran viel Beifall erhalten, als er in Davos in der Schweiz vor einem Jahr während einer Weltwirtschaftsforum-Diskussion mit dem israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres das Podium wegen der israelischen Gaza-Offensive unter Protest verließ. “Wenn es ums Töten geht, mit dem Töten kennt ihr euch sehr gut aus!”, hatte er dabei an die Adresse der Israelis gerufen.