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Schweizer stimmen am Sonntag über Abschaffung der Wehrpflicht ab

In Österreich wurde Anfang des Jahres über eine Abschaffung oder Beibehaltung der Wehrpflicht abgestimmt.
In Österreich wurde Anfang des Jahres über eine Abschaffung oder Beibehaltung der Wehrpflicht abgestimmt. ©APA
In Europa gilt die Wehrpflicht zwar weitgehend als Auslaufmodell - Norwegen, Finnland, Dänemark, Estland, Österreich, Zypern halten noch an ihr fest - und die Schweiz, wo sie ebenso zum Image dazugehört wie direkte Demokratie, Uhren und Käse.

Nach dem Willen der “Gruppe für eine Schweiz ohne Armee” (GSoA) soll sich das bald ändern, auf ihre Initiative stimmen die Eidgenossen am Sonntag in einem Referendum über ein Ende der Wehrpflicht ab. Allen Umfragen zufolge müssen sie jedoch mit einer deutlichen Niederlage rechnen.

Wehrpflicht sei ein Relikt

Die Debatte polarisiert das Land. Die Gegner der allgemeinen Wehrpflicht – Pazifisten, die Grünen und die Sozialdemokratische Partei (SP) – halten sie für ein Relikt. Ihre Befürworter sehen sie hingegen als Symbol der nationalen Identität. Sie werfen der GSoA vor, nach drei gescheiterten Referenden in den Jahren 1989, 2000 und 2001 über eine Abschaffung der Streitkräfte nun ihr Ziel über eine Abschaffung der Wehrpflicht erreichen zu wollen

Zwei Drittel gegen Abschaffung

In einer Meinungsumfrage vom 11. September sprachen sich 63 Prozent gegen eine Abschaffung der Wehrpflicht aus, sechs Prozent waren noch unentschlossen. Mitte August waren 57 Prozent für ein Ende der Wehrpflicht und acht Prozent hatten sich noch nicht entschieden.

Roger Federer war “untauglich”

Die GSoA und ihre Unterstützer werden nicht müde darauf hinzuweisen, dass heute nur noch 61 Prozent der jungen Eidgenossen ihrer Wehrpflicht nachkommen. Die anderen wurden für “untauglich” erklärt und zahlen eine Wehrpflichtersatzabgabe oder machen Zivildienst. Zum Heer der “Untauglichen” zählen pikanterweise auch das Schweizer Tennis-Ass Roger Federer sowie die meisten Stammspieler der Nationalelf bei der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika 2010.

“Quantität und Qualität”

Die Gegner einer Abschaffung der Wehrpflicht argumentierten mit der nationalen Sicherheit. Nach den Worten des amtierenden Bundespräsidenten, Verteidigungsminister Ueli Maurer (SVP), braucht die Sicherheit des Landes “Quantität und Qualität”.

Freiwilligen-Armee eine “Illusion”

Mit einer Armee aus Freiwilligen aber werde es keine “Quantität” geben “und schon gar keine Qualität”. Auch Oberbefehlshaber Korpskommandant Andre Blattman hält eine Freiwilligen-Armee für eine “Illusion”: Es werde nicht genügend Bewerber geben, und diese werden nicht die “idealen Kandidaten” sein, warnt er. Eine Berufsarmee ziehe nur “Rambos und Söldner” an.

Armee durchläuft Schrumpfungsprozess

Nach dem bisherigen System müssen alle Schweizer Männer zwischen 18 und 32 Jahren zur Armee. Nach einer siebenwöchigen Grundausbildung werden sie über die Jahre hinweg immer wieder zu Übungen herangezogen, ihre Waffe behalten sie in der Zwischenzeit bei sich zu Hause – seit 1992 allerdings können Verweigerer Zivildienst leisten.
Seit Jahrzehnten durchläuft die Armee einen Schrumpfungsprozess: Gab es 1961 noch 625.000 Wehrdienstleistende, werden es 2016 nur noch 100.000 sein. Aber nur 4.000 Soldaten sind nach Angaben Maurers ständig im Dienst. Er spricht von der “kleinsten Armee Europas”. (APA)

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