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Schweiz: Stromversorger will neues AKW bauen

In der Schweiz ist die Diskussion um den Bau eines neuen Kernkraftwerks angelaufen. Wenn 2020 die ersten der fünf bestehenden Anlagen aus Altersgründen vom Netz gehen, dürfte sich eine Lücke in der Stromversorgung auftun.

Um diese zu schließen, will der größte Stromversorger des Landes, die Axpo, einen neuen Atommeiler bauen. Dies gab das Unternehmen am Dienstag bekannt.

Um die Energieversorgung sicher zu stellen, setzt die Axpo auf einen Mix aus Wasserkraft, Kernkraft, neuen erneuerbaren Energien und fossilen Brennstoffen. So sollen Gaskraftwerke helfen, die Stromproduktionslücke zwischen 2020 und 2030 zu schließen.

Diese Pläne stoßen auf Kritik. Die Grünen forderten bereits am Montag einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Die Eidgenossenschaft sei „reif für die Energiewende“.

Seit 30 Jahren hat die Schweiz für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle keine Lösung. Im Inland will niemand ein solches Depot, und Projekte im Ausland sind aussichtslos, weil in Europa kein Land Atommüll einführt.

2002 lehnte die Bevölkerung des Innerschweizer Kantons Nidwalden ein Endlager für schwach- und mittelaktive radioaktive Abfälle am Wellenberg ab. Dies wirke sich nun auf die noch viel schwierigere Suche nach einem Lager für den hochradioaktiven Müll aus, der eine Viertel Million Jahre lang dieser strahlen würde, wie Michael Aebersold vom eidgenössischen Bundesamt für Energie (BFE) anmerkt.

Die „Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle“ (Nagra) – 1972 von der Regierung und den fünf Atomkraftwerksbetreibern gegründet – muss nun Alternativen zur Endlagerung dieser Abfälle im nahe der deutschen Grenze gelegenen Ort Benken im Kanton Zürich nennen. Die Nagra favorisiert diesen Standort, doch die Regierung pocht auf eine Variantenprüfung. Auch die sozioökonomischen Auswirkungen ein solches Projekts sollen geprüft werden.

Die Grünen wollen langfristig auch auf fossile Energieträger wie Gas verzichten. In ihrem am Montag veröffentlichten Grundlagenpapier „Energieperspektiven 2050“ hält die Partei fest, dass Klima (Treibhauseffekt) und heikle politische Abhängigkeiten von Erdöl und Erdgas fördernden Ländern und Firmen diese Abkehr notwendig machten.

Atomkraft-Gegner empört

Atomkraft-Gegner in der Schweiz reagieren empört auf mögliche Pläne des Stromkonzerns Axpo, nach 2030 ein neues Kernkraftwerk in der Schweiz zu realisieren. Gemäß Greenpeace sind die Atompläne unverantwortlich und kurzsichtig. In einer nachhaltigen Energiepolitik gebe es keinen Platz für die „veraltete und dreckige Atomenergie“. Notwendig seien effiziente Elektrogeräte, die bessere Nutzung des einheimischen Energiepotenzials und eine Verbesserung bestehender Kraftwerke.

Kritik äußerte auch die Schweizerische Energie-Stiftung (SES). Die Axpo-Strategie sei durchsichtig und verantwortungslos. Die Axpo wolle die Förderung von neuen Technologien solange verhindern, bis nur noch der Bau von großen Gas- oder Atomkraftwerken übrig bleibe. Die SES fordert „erneuerbare Energien und Effizienz“.

Verkehrs- und Energiemminister Moritz Leuenberger (Sozialdemokraten/SP) bekräftigte am Dienstag seine skeptische Haltung zur Kernenergie, wie er gegenüber dem Schweizer Fernsehen DRS erklärte. Er plädiert grundsätzlich für eine bessere Energie-Effizienz und erneuerbare Energien. Wenn dies nicht ausreiche, müsse aber die Frage beantwortet werden, ob der Bau eines Atomkraftwerks oder eines Gaskraftwerks nötig sei.

Für den Bau eines neuen Kernkraftwerks setzt sich die Aktion für eine vernünftige Energiepolitik (AVES) ein. An ihrer Delegiertenversammlung am Wochenende in Mühleberg©BE forderte die AVES den baldigen Ersatz der ältesten Atomkraftwerke in der Schweiz. Die Planungsarbeiten müssten bald aufgenommen werden.

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