Schweiz erwog militärische Option in Libyen

“Wir sprechen hier über eine einzigartige Krise. Dazu gehört auch das Nachdenken über unkonventionelle Möglichkeiten. Wir müssen immer sämtliche Optionen prüfen”, betonte die Bundesrätin. “Wenn wir das nicht tun, würde man uns das vorwerfen”.
In den Medien wird seit Freitag über einen militärischen Einsatz zur Befreiung der beiden Schweizer Geiseln spekuliert. Dabei wurde über diverse Szenarien berichtet. Eine Bestätigung dafür, dass eine solche Aktion auch konkret hätte umgesetzt werde sollen, gab es aber nicht. Calmy-Rey wollte sich im Interview dazu nicht äußern. Schon am Freitag hatte Bundesratssprecher André Simonazzi zu diesem Thema nichts sagen wollen.
Die Schweiz prüft, ob sie vor internationalen Gremien gegen Libyen wegen Entführung vorgehen kann. Nach Einschätzung von Experten in Bern wäre ein Anrufung internationaler Gerichte, der künftig vom früheren Schweizer Bundespräsidenten Joseph Deiss geleiteten UNO-Vollversammlung oder des Weltsicherheitsrates in New York möglich. Die Geschäftsleute Göldi und Hamdani waren aus der Schweizer Botschaft in Tripolis gelockt und fast acht Wochen an einem unbekannten Ort getrennt festgehalten worden. Insgesamt saßen sie laut Calmy-Rey 53 Tage in Isolationshaft. Sie waren dabei ohne Tageslicht und ohne Kontakt zur Außenwelt.
Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi hatte sich mit der Forderung nach einer “Auflösung” der Schweiz an die Vereinten Nationen gewandt. Er hatte erklärt, die Eidgenossenschaft sei kein Staat, sondern ein “Verbrecherkartell”. Ihr Territorium müsste nach den Sprachregionen unter den Nachbarstaaten aufgeteilt werden.