Nach der in der Nacht auf Donnerstag beendeten Auszählung aller abgegebenen Stimmen erhalten die Bürgerlichen zwar ein Mandat mehr als die bisher ausgerechneten 172, für eine stabile Mehrheit im Parlament wären jedoch 175 Abgeordnete notwendig gewesen.
Sogin hat inzwischen eine Liste von 52 Standorten erarbeitet, die für ein nationales Atom-Endlager infrage kommen sollen. Das Lager soll in einem Technologie-Park errichtet werden, in dem auch ein Forschungszentrum zur Behandlung des Atommülls geplant ist. Die möglichen Standorte befinden sich in mehreren Regionen, vor allem im Latium, in der Toskana, in Apulien und in der Basilikata. Die Wahl des Standorts für die Atommüllentsorgung, der sich auf einem 300 Hektar großem Gelände erstrecken soll, wird in Absprache mit den Regionen erfolgen, berichtete das Blatt. Der Bevölkerung der Gemeinden, in denen die Atomkraftwerke errichtet werden sollen, werden Vorteile wie niedrigere Stromrechnungen und Steuerentlastungen gewährt.
Die Regierung von Silvio Berlusconi hatte im Februar ein Dekret mit den Kriterien verabschiedet, nach denen die Standorte für die neuen Atomkraftwerke in Italien ausgewählt werden sollen. Das Dekret legte auch die Prozeduren für den Bau der Atommeiler fest. Damit unternahm die Regierung einen weiteren Schritt zum Wiedereinstieg des Landes in die Nutzung der Atomenergie.
Italien ist neben Österreich eines der wenigen europäischen Länder, das bisher der Atomkraft abgeschworen hat. 1987, ein Jahr nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, lehnten die Italiener in einer Volksabstimmung die Nuklearenergie im eigenen Land ab. Drei Atomkraftwerke mussten abgeschaltet werden, ein viertes ging nicht mehr ans Netz. Doch seit langem schon drängt die italienische Atomlobby zum Bau neuer Atomkraftwerke – und die Regierung Berlusconi tritt ebenfalls offen dafür ein, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern.