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Schweden: Lebenslänglich für Lindh-Mörder

Im Prozess um den Mord an der schwedischen Außenministerin Anna Lindh hat das Stockholmer Amtsgericht den 25-jährigen Angeklagten Mijailo Mijailovic zu lebenslanger Haft verurteilt.

Rund ein halbes Jahr nach der Tat befand das Stockholmer Amtsgericht den Angeklagten Mijailo Mijailovic am Dienstag für schuldig, Lindh im September „mit Vorsatz und kaltblütig” niedergestochen zu haben.

Tat gestanden

Der Sohn serbischer Einwanderer hatte die Tat bereits im Jänner gestanden, sich aber im Prozess auf schwere psychische Störungen sowie den „Zwang innerer Stimmen” berufen. Ein vom Gericht in Auftrag gegebenes Gutachten sprach ihn für voll schuldfähig.

Nach Auffassung des Gerichts steht außer Zweifel, dass der 25-jährige Mijailovic die Ministerin kaltblütig ermordete. Allein die Tatsache, dass er mit großer Gewalt und gezielt zugestochen habe, lasse auf seine Tötungsabsicht schließen, hieß es in der Urteilsbegründung. Mildernde Umstände wurden nicht zugelassen. Lebenslänglich bedeutet in Schweden jedoch in der Regel, dass der Verurteilte nach 15 bis 20 Jahren wieder frei kommt.

Gerichtspsychiatrische Untersuchung abgelehnt

Die zuständige Oberstaatsanwältin Agneta Blidberg sagte nach der Urteilsverkündung: „Natürlich sind wir froh, dass sich das Gericht unserer Argumentation angeschlossen hat.” Sie sei erleichtert, dass das Verfahren mit einem Urteil abgeschlossen werden konnte. Das Gericht hatte kurz vor der Urteilsverkündung den Antrag Althins auf eine zweite gerichtspsychiatrische Untersuchung abgelehnt. Im ersten Gutachten nach einer sechswöchigen Untersuchung hieß es, dass Mijailovic sowohl während der Tat als auch danach nicht durch psychische Störungen in seiner Schuldfähigkeit eingeschränkt gewesen sei.

Politisches Motiv?

Mijailovic hatte ein politisches Motiv stets von sich gewiesen. Schwedische Medien berichteten jedoch unter Berufung auf dessen Bekannte, er habe die Außenministerin „regelrecht gehasst”, weil sie die NATO-Luftangriffe auf Serbien 1999 gutgeheißen habe.

Lindhs Ermordung hatte Schweden einen tiefen Schock versetzt. Die beliebte Politikerin, die sich auch im Ausland unerschrocken für ihre politischen Ideale wie Demokratie, Menschenrechte und Gleichberechtigung einsetzte, wurde bereits als künftige Ministerpräsidentin gesehen.

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