So mancher vom Rohrspitz Richtung Fußach fahrende Radler legte eine spontane Bremsung ein: das offene, auffallende Badezimmer mit der Designerbadewanne ist ein außergewöhnlicher Anblick hier am Riedrand. Nach kurzem Rätseln wird klar, dass es sich bei dem architektonischen Hingucker keineswegs um eine Ausstellung, sondern ein Privathaus von Besitzern mit klaren Vorstellungen handelt. Das Architektenpaar Carmen Schrötter- Lenzi (35) und Florian Schrötter (34) hatte sich beim Studium in Graz kennengelernt und sein Traumhaus direkt neben Carmens Elternhaus realisiert. Bedacht genommen wurde sowohl auf das bestehende Gebäude wie die umgebende Riedlandschaft. Eine ursprünglich geplante Alufassade wich zugunsten einer dunklen Fichtenholzfassade, die sich harmonisch der Umgebung anpasst. Die Terrasse erweitert die glasflächenbedingte Offenheit des Hauses. Die Reduktion auf das Wesentliche schärft den Blick auf Details: ein Pfaff -Tischchen von der Uroma als Terrassendeko oder eine weiße Marmorskulptur im Atrium.
Planerin DI Carmen Schrötter-Lenzi: Ausgehend von der kleinen Grundstücksgröße haben wir anfangs ein Objekt in Bumerangform ins Auge gefasst.Nach Berechnung der Verglasungskosten und weiterer Details wurde der neue und schlussendlich realisierte Entwurf mit einem transparenten und beinahe schwebenden Haus umgesetzt. Um die erwünschte Leichtigkeit zu erzielen und das Gebäude in alle Richtungen auskragen zu lassen, wurde der Keller zurückgenommen, für die Barrierefreiheit eine Rampe im Eingangsbereich umgesetzt.
Neben dem modulhaften Außenmaß der verschiedenen Riegel wiederholen sich die großen Fensterelemente in jedem Bereich: sowohl Wohn-, Schlaf- wie Badezimmer und im Untergeschoss. Der Wohnbereich bleibt frei von Büchern und TV-Apparat. Dieses findet sich im Gästezimmer im Untergeschoss, wo auch das Büro sowie eine großzügige Gästedusche eingerichtet wurden. Das Atrium gibt den unteren Räumlichkeiten mehr Licht und Qualität.
Holz und Beton sind im gesamten Haus die bestimmenden Materialien, die Farben Schwarz-Weiß dominieren. Der Sichtbeton an den Wänden kontrastiert mit dem Holzboden. Der Industrieparkett besteht aus kerngeräucherter, 22 mm starker Eiche, ist extrem robust und wurde sowohl für Bad wie WC verwendet.
Der komplette Wohnbereich ist mit LED-Lichtschienen an den Wänden entlang ausgestattet und mit Bilderschienen kombiniert. Florian Schrötter: Anfangs war es eine ziemliche Tüftlerei, die Bilder- und die LED-Schiene zu kombinieren.Derzeit wird noch auf Bilder verzichtet die Bauherren genießen die puristischen Sichtbetonwände. Die energiesparende und extrem langlebige Beleuchtung wurde als Warmlichtvariante und in dimmbarer Ausführung installiert. Im Dunkeln weist das Haus am Riedrand mit sanftem Schein den nächtlichen Radfahrern den Weg . . .
Daten & Fakten
Einfamilienhaus in Fußach
Grundstücksgröße: 377 m2
Wohnnutzfläche: 149 m2
Erdgeschoss: barrierefrei
Planungszeit: zwei Jahre
Bauzeit: Juni 2010 bis März 2011
Energie: Passivhaus, kontrollierte Be- und Entlüftung. Sonnenkollektoren, Luftwärmepumpe 15 kWh pro m2 und Jahr
Baufirma: Moosbrugger Bau GmbH, Andelsbuch
Konstruktion: Das Gebäude ist modulhaft aufgebaut und hat eine Längserstreckung von 18 Metern. Die Breite der beiden Riegel beträgt 6 Meter. Das Gebäude besteht aus einem Untergeschoss und einem Erdgeschoss, das süd-,west- und nordseitig über das Untergeschoss auskragt. Die Räume fließen aufgrund der Öffnung der Stirnseiten des Riegels in die Landschaft über und geben somit Blicke nach innen und außen frei. Den Qualitäten des Bauplatzes, welcher über eine weite Fläche und freie Sicht in Richtung Westen und Norden (Bodensee) verfügt, wird somit Rechnung getragen. Die Innenwände wurden in Sichtbeton ausgeführt. Ein Oberlicht zwischen Küche, Ankleide- und Schlafzimmer lässt die Bewohner auch im Innenbereich die volle Länge des Baukörpers spüren. (Leben & Wohnen/ VN-AFP)