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Schweben wie Blätter im Wind

Wasser ist ein Lebenselixier für Gundi Friedrich. Mindestens einmal pro Woche taucht sie unter. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Die absolute Ruhe, die Schwerelosigkeit und die Schönheiten, die die Unterwasserwelt bietet, haben es der Physiotherapeutin angetan. Jetzt möchte sie auch Menschen mit Behinderung an dieser Faszination teilhaben lassen. Handicap-Tauchen nennt sich das Angebot, das Gundi Friedrich in Vorarlberg aufbauen möchte. Das Interesse ist erfreulich groß. „Zum ersten Informationsabend kamen 70 Leute”, freut sich die gebürtige Schwedin. Gestern dann die Praxis im Hallenbad in Dornbirn. Zwölf Personen, vor allem Gehörlose und Querschnittgelähmte, wagten das Abenteuer. Und sie bereuten es nicht. Handicap-Tauchen hat nämlich einen enormen therapeutischen Wert. Spasmen bilden sich zurück, dadurch verursachte Schmerzen werden weniger, was in der Folge auch den Medikamentenkonsum reduziert, und Betroffene können wieder durchschlafen. Sogar einer Delfin-Therapie kann diese Art der Behandung das Wasser reichen. Was Friedrich besonders herausstreicht ist der integrative Faktor. „Unter Wasser sind wir alle gleich”, sagt sie. „Jeder braucht eine Sauerstoffflasche und ist auf die Gebärdensprache angewiesen.” Die Physiotherapeutin verhehlt aber nicht, dass ein Tauchkurs für Behinderte harte Arbeit ist. Gundi Friedrich trainiert derzeit mit querschnittgelähmten Mitgliedern des RC Enjo Vorarlberg. „Sie schweben im Wasser wie Blätter im Wind”, schildert sie anschaulich die Wirkung.

Einteilung in Stufen

Seit zwei Jahren ist Friedrich damit beschäftigt, ihre Idee vom Handicap-Tauchen zu verbreiten. „Es war Grubenarbeit”, erzählt sie. Durch das eigene Engagement gelang es ihr schließlich, auch andere zu begeistern. Mit im Team ist die Neurologin und Tauchmedizinerin Dr. Tanja Hayden. Tauchkurse für Menschen mit Einschränkungen gibt derzeit aber nur Gundi Friedrich. Sie bildet auch Tauchbegleiter aus. Die Behinderten selbst werden in drei verschiedene Stufen eingeteilt. „So weiß der Tauchbegleiter, was sein gehandicapter Partner im Notfall leisten kann und was nicht”, erklärt Friedrich. Im Mai beginnen die ersten Kurse. Handicap-Tauchen eignet sich unter anderem für Querschnittgelähmte, MS-Patienten, Schlaganfallpatienten und Amputierte. Einschränkungen sind Epilepsie, Panikattacken und schwere Herzstörungen.

Tauglichkeit nötig

Um solches auszuschließen, muss jeder Tauchwillige vorher eine Tauglichkeitsuntersuchung absolvieren. Bei Kindern wird das Tauchen erst ab 12 Jahren empfohlen. Physiotherapie unter Wasser: Davon träumt Gundi Friedrich.

 

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