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Schwarzer Montag für Libro

Das wochenlange Tauziehen um das Schicksal der Libro AG ist zu Ende. Die Buch- und Medienhandelskette wird am Montag Konkurs anmelden.

Nachdem sich die
Gläubigerbanken geweigert hatten, Libro weiter zu finanzieren, ist es
nicht gelungen, den von den Kreditgebern verlangten Investor zu
finden.

Auch mit der in letzter Minute aufgetauchten Donau Design und
ihrem Geschäftsführer Franz Georg Stern konnten sich die Banken nicht
mehr einigen. Libro hätte von den Banken einen Überbrückungskredit
von bis zu 50 Mill. Euro gebraucht, um die dritte Ausgleichsquote,
die Urlaubsgelder und die Lieferanten und auch die fälligen Mieten zu
bezahlen.

Nach einer „endgültig letzten Verhandlungsrunde“ am Freitag hatten
die Banken an Stern eine Reihe von Bedingungen gestellt. Der Donau
Design Vorstand musste bis heute 10.00 Uhr entscheiden, ob er darauf
eingehe und hat abgelehnt. Damit war der Konkurs der Libro AG
besiegelt.

Zum Masseverwalter soll wieder Günther Viehböck bestellt werden,
der bereits im Vorjahr Ausgleichsverwalter bei Libro war. Er wird
voraussichtlich gemeinsam mit dem Unternehmensvorstand Werner
Steinbauer die Verwertung von Unternehmensteilen durchziehen. Der
Oberösterreichische Landesverlag dürfte nach wie vor an den
Amadeus-Filialen interessiert sein und diese in einem ersten Schritt
pachten und dann kaufen wollen. Der Landesverlag, der Amadeus vor
drei Jahren an Libro verkauft hat, gehört zu 57 Prozent der Passauer
Verlagsgruppe, 40 Prozent hält eine Tochter der Raiffeisen Landesbank
Oberösterreich.

Aber auch Libro wird es voraussichtlich nach dem Konkurs weiter
geben. Es ist davon auszugehen, dass einige der wiederholt genannten
Interessenten bereits an Auffanglösungen für einzelne
Unternehmensteile basteln, heißt es aus dem Umfeld. Sicher dabei sein
dürfte die zuletzt genannte Donau Design mit ihrem Geschäftsführer
Franz Georg Stern. Aber auch der oberösterreichische
Papiergroßhändler Anton Stahrlinger dürfte dann wieder bei den
Interessenten dabei sein. Nicht mehr im Rennen sein dürfte der
deutsche Buchhandelsriese Hugendubel, der die Buchhandelskrise am
eigenen Leib zu spüren bekommt und Kurzarbeit angeordnet hat.

Mit der Konkurseröffnung leben die alten Forderungen aus dem
Ausgleich im Vorjahr wieder auf, damals wurden Passiva von 240 Mill.
Euro anerkannt. Im jetzigen Konkurs werden die Verbindlichkeiten vor
allem infolge von Schadensersatzforderungen aus Mieten und einem
zusätzlichen Bankkredit von knapp 30 Mill. Euro auf zumindest 350
Mill. Euro steigen. In Bankenkreisen geht man sogar von
Verbindlichkeiten von 436 Mill. Euro aus.

Von dem Konkurs sind 2.372 Mitarbeiter betroffen, davon 546 bei
Amadeus. Alle beschäftigten wurden bereits im Rahmen des
Frühwarnsystems zur Kündigung angemeldet. Libro/Amadeus betreibt
derzeit in ganz Österreich 246 Libro- und 22 Amadeus-Filialen.

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