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Schwangerschaftsabbruch in Österreich schwierig und oft stigmatisiert

Amnestys sieht das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Europa in Gefahr.
Amnestys sieht das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Europa in Gefahr. ©Canva (Sujet)
Amnesty International warnt vor zunehmendem Druck auf das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Europa. Auch in Österreich seien Kosten, Stigmatisierung und begrenzte Zugänge laut einem neuen Bericht weiter Hürden für die Selbstbestimmung.

Amnesty International sieht das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Europa bedroht. Das zeige ein am Donnerstag erschienener Bericht der NGO, der die Lage in 40 Ländern untersuchte. Laut Monica Costa Riba, Expertin für Frauenrechte bei Amnesty, bestehe die "reale Gefahr, dass hart erkämpfte Erfolge bei reproduktiven Rechten durch eine Welle regressiver Politikmaßnahmen rückgängig gemacht werden könnten". In Österreich gebe es weiterhin zahlreiche Hürden und Stigmatisierung.

Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Europa in Gefahr

"Menschenrechtsfeindliche Gruppen" würden in Europa versuchen, Politik und Justiz dahingehend zu beeinflussen, den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen stärker einzuschränken, hieß es in der zugehörigen Presseaussendung. Riba führte weiter aus, dass diese Entwicklungen von einer "Anti-Gender-Bewegung" und "populistischen Politikern" vorangetrieben werden, die sich "autoritärer Praktiken" bedienen. Europäische Regierungen und Institutionen müssten demnach "entschlossen handeln", um Schwangerschaftsabbrüche "mit internationalen Standards in Einklang zu bringen". Gefordert wird in diesem Zusammenhang unter anderem, Abbrüche zu entkriminalisieren, bestehende Hürden zu beseitigen und sich entschlossen allen Bestrebungen von menschenrechtsfeindlichen Gruppen zu widersetzen.

Zu den Hürden zählen laut der NGO in Teilen Europas vor allem die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, lange Wartezeiten, hohe Kosten und gesellschaftliches Stigma. Marginalisierte Gruppen, wie Menschen in Armut, Jugendliche, Menschen mit Behinderungen, Menschen der LGBTIQ-Community, Sexarbeiterinnen, Schutzsuchende und Menschen mit nicht gesichertem Migrationsstatus seien von den Einschränkungen unverhältnismäßig stark betroffen.

Auch in Österreich Hürden und Stigmatisierung

Auch hierzulande ist der Zugang laut dem Report weiterhin von Hürden und Stigmatisierung geprägt, die schwangere Personen in ihrer Selbstbestimmung "massiv einschränken". "In Österreich herrscht der Irrglaube, dass wir beim Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen gut dastehen. Das stimmt leider nicht. Während andere Länder, wie Frankreich, einen Schritt vorangehen, herrscht in Österreich Stillstand", so Ronya Alev, Advocacy und Research Officer bei Amnesty International Österreich.

Hervorgehoben wird vor allem, dass Schwangerschaftsabbrüche in Österreich nach wie vor im Strafgesetzbuch verankert sind und nicht als reguläre Gesundheitsleistung anerkannt. Sie sind von Strafen ausgenommen, wenn sie innerhalb der ersten drei Monate der Schwangerschaft nach einer ärztlichen Beratung durchgeführt werden. Das kann aus medizinischen Gründen passieren, oder wenn die Schwangerschaft eine Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der schwangeren Person darstellt. Von der Sozialversicherung werden die Kosten übernommen, wenn der Abbruch aus medizinischen Gründen erfolgt.

Nur Wien und Tirol mit Unterstützung für Schwangere

Laut Amnesty International müssen die Kosten in der Regel daher privat getragen werden, nur Wien und Tirol unterstützen schwangere Personen auf Antrag finanziell. Isabel Tanzer vom Verein Changes for Women betonte in der Presseaussendung, dass selbst in Wien nur zwei öffentliche Krankenhäuser Schwangerschaftsabbrüche durchführen würden. Die Kapazitäten seien daher entsprechend begrenzt und viele müssten am Ende auch in Wien mit eigenen Mitteln dafür aufkommen.

(APA/Red)

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