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Schulverwaltung: Hohe Ausgaben, durchschnittliche Erfolge

Zu einem vernichtenden Urteil über die aus dem Jahr 1962 stammende österreichische Schulverwaltung kommen Experten u.a. von Rechnungshof, Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Institut für Höhere Studien (IHS) in einer Problemanalyse, die in der heutigen Sitzung der Arbeitsgruppe zur Verwaltungsreform vorgelegt wurde. Probleme im Detail | Parteien über Notwendigkeit einer Reform einig

Demnach ist die Schulverwaltung “nicht mehr zeitgemäß” und “durch vergleichsweise hohe Ausgaben (Input) und durchschnittliche Erfolge (Output)” gekennzeichnet. Aufgrund der komplexen Kompetenzverteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden komme es zu “Ineffizienzen, Doppelgleisigkeiten und Zielkonflikten”.

“Eine veraltete, wenig effiziente Governance-Struktur im Schulwesen führt im Verhältnis zum finanziellen und personellen Ressourceneinsatz zu ungenügenden Leistungen”, heißt es in dem Papier. Die dienstrechtlichen Rahmenbedingungen würden sich auch auf die Unterrichtsqualität auswirken, was die Experten mit dem Abschneiden Österreichs bei den diversen internationalen Bildungsvergleichsstudien belegen. Daraus könne man “indirekt” für Österreich davon ausgehen, dass “die unzureichende Governance-Struktur das Leistungsniveau der Schüler im Durchschnitt um den möglichen Lernfortschritt mehrerer Schuljahre vermindert”.

Die “ungenügenden Leistungen des Schulwesens kosten nennenswerte Wohlfahrtsverluste”, was durch die aktuelle Wirtschaftskrise mittelfristig noch eher verstärkt werde, heißt es in dem Papier. Für Verbesserungen der Leistungen sei eine “umfassende Entbürokratisierung des Bildungssystems” erforderlich, verbesserte Abläufe im bestehenden System ermöglichten nur geringfügige Verbesserungen der internen Effizienz.

Als Beispiel für Doppelgleisigkeiten nennen die Experten die Finanzierung der allgemeinbildenden Pflichtschulen, bei der alle drei Gebietskörperschaften zusammenwirken: Länder und Gemeinden würden den Sachaufwand und die Personalkosten für das nicht-pädagogische Personal und sonstige Investitionen tragen, wobei der Finanzierungsbeitrag der Länder (ohne Wien) für die allgemeinbildenden Pflichtschulen von 58 Mio. Euro im Jahr 2000 auf 75 Mio. Euro im Jahr 2005 stieg. Der Bund refundiere den Ländern die Gehälter der Pflichtschullehrer, wobei die Kosten dafür von 2,689 Mrd. Euro im Jahr 2001 auf 2,943 Mrd. Euro im Jahr 2007 stiegen, “während die Schülerzahlen sanken”. Dadurch stiegen die Kosten pro Schüler in diesem Zeitraum um 18 Prozent auf 4.603 Euro, die Kosten pro Klasse um 19 Prozent auf 93.782 Euro, kritisieren die Experten.

Schützenhilfe erhält Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) von den Experten für die von ihr geplanten Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung: So wird in dem Papier der “im internationalen Vergleich geringe Anteil der Unterrichtszeiten an der Gesamtarbeitszeit der Lehrer” kritisiert. Die Experten beziehen sich dabei auf die Daten aus der OECD-Studie “Bildung auf einem Blick”, wonach die Nettounterrichtszeit in allen Schulformen in Österreich unter dem OECD-Schnitt liegt.

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