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Schulterpolster und Lipgloss: Lips - the 80ties

Die schrillen 80er - nun auch auf der 360, dank Lips the 80ties.
Die schrillen 80er - nun auch auf der 360, dank Lips the 80ties. ©Waibel
Ich gehöre ja nicht gerade zu den Fans von Singstar und Co., singe bestenfalls im Auto bei 130 auf der Autobahn, wenn mich garantiert keiner hört und beschränke mich ansonsten eher aufs Pfeifen. Unglaublich aber wahr – Lips – the 80ties für die Xbox 360 hat mich zum Singen gebracht. Aber ich bin ja auch ein Teenager dieser Generation.
Lips the 80ties

Zugegeben: Ich bin ein Fan der 360 – aber mit Singspielchen stand ich bisher auf Kriegsfuß. Auf Messen und anderen Veranstaltungen, wo an den Lips-Ständen lauthals und schräg zu den jeweiligen Songs gegröhlt wurde, habe ich einen Riesenbogen um dieselbigen gemacht. Aber manchmal kommt es anders als man denkt. Schon als ich das erste Mal ein 360er Mikrofon in den Händen hielt: Schick sieht das Teil aus, schnurlos, verbindet sich schwupps wie ein normaler Controller mit der Konsole und blinkt dann so richtig schön Future-style, – auch wenn man singt, dann im Takt des Singens. The 80ties ist ja nicht das erste Lips für die 360, schon länger freuen sich Fans des gepflegten Party-Games über diverse Songzusammenstellungen. Aber the 80ties hat sogar mich eiskalt erwischt. Aber No Na – sind die 80er die Zeit meiner Jugendjahre, von Parties und ersten aufregenden Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht. Ich wage zu behaupten: Für Teens der 80ties lebt dieser Titel zu einem großen Teil von der sagenhaften Song-Auswahl.

Das Spielprinzip hat sich seit dem Release des Original Lips von dazumal nicht verändert. Mikrofon verbunden, und los geht’s. Dabei kann noch eingestellt werden, wie laut man seine eigene Stimme über die Boxen hören will, Joe Cocker Reibeisen fahren vorsichtshalber schon einmal ein paar Stufen zurück. Dann ertönen die ersten Takte aus den Boxen, es wird warm ums Herz: Dann die erste unangenehme Überraschung – die letzten 30 Jahre hat sich die eigene Stimme doch auch ein wenig in den Bassbereich verändert – viele der Songs auf der Scheibe eignen sich daher, obwohl von Boybands gesungen, für Frauen. Erstaunlich aber, wie viel von den Originaltexten noch im Langzeitgedächtnis gespeichert sind – Mitsingen geht gut von den Lippen. Texthänger werden durch eingeblendete Texte gut überwunden. Anhand der am Schirm vorbeilaufenden Balken erkennt man, wie gut man auf der Spur liegt und kann notfalls nachbessern, eine laufende Bewertung zeigt, wie gut man im internationalen Vergleich im Verlauf des Lieds schon ist. Ist der Song heruntergesungen, vergleicht das Game die eigene Leistung mit jenen aus allen Lips the 80ties Goldkehlchen aus Xbox Live. Genial. Wenn auch zuweilen deprimierend.

Die Präsentation ist dabei sehr gelungen: Während im Vordergrund die Balken und die gut getimed eingefärbten Songtextwörter den Sänger auf Spur halten, läuft im Hintergrund das oft überarbeitete Originalvideo zum Song ab. Da kommt Retro-Feeling auf, man singt praktisch mit seinen Idolen aus der Jugendzeit. Während man als Papi vor seinen Kids glänzen kann, die staunend entdecken, dass der Alte ja eine musische Ader hat, und dass die Mucke aus dessen Jugendzeit ja supercool klingt, eignet sich auch Lips the 80ties insbesondere für Parties, vornehmlich mit Gleichaltrigen, die diese Zeit auch als Teenies erlebt haben. Da sind dann unvergessliche Momente garantiert – wer schwelgt schon nicht gerne in schönen Erinnerungen…

Die Songauswahl tut ihr übriges dazu – hielten sich die Entwickler doch hauptsächlich an die Pop-Sparte, Bon Jovi oder U2-Fans bleiben auf der Strecke.

Die Tracklist im Detail:

ABC – The Look Of Love, Alphaville – Forever Young, Bananarama – Cruel Summer, Blondie – Dreaming, The Buggles – Video Killed The Radio Star, Chicago – You’re The Inspiration, The Communards – Don’t Leave Me This Way, Culture Club – Do You Really Want To Hurt Me, The Cure – Boys Don’t Cry, David Bowie – Let’s Dance, Devo – Whip It, Dexys Midnight Runners – Come On Eileen, Duran Duran – Rio, The Beat – Mirror In The Bathroom, Erasure – A Little Respect, Feargal Sharkey – A Good Heart. Frankie Goes To Hollywood – Relax, Huey Lewis & The News – The Power Of Love, Human League – Don’t You Want Me, J. Geils Band – Centerfold, Joan Jett and The Blackhearts – Bad Reputation, Kajagoogoo – Too Shy, Katrina & The Waves – Walking On Sunshine, Kim Carnes – Bette Davis Eyes, Kim Wilde – Kids In America, Kool & The Gang – Celebration, Madness – Our House, New Order – Blue Monday ’88, Nik Kershaw – The Riddle, Pat Benatar – Love Is A Battlefield, The Police – Roxanne, The Pretenders – Don’t Get Me Wrong, Rick James – Super Freak, Simple Minds – Alive And Kicking, Soft Cell – Tainted Love, Spandau Ballet – Gold, Tears for Fears – Shout, Toni Basil – Mickey, Ultravox – Vienna, Yazoo – Don’t Go.

Technisch weiß der Titel nicht gerade zu überzeugen: Denn allen mit aller Inbrunst buchstabengenau singenden sei gesagt: Summen tuts auch – denn das Spiel erkennt im Wesentlichen nicht die gesungenen Wörter, sondern primär die Tonlagen. Daneben ist der Sound der überarbeiteten Musik sehr gut gelungen, die Mikrofone haben einen kristallklaren Klang. Lips the 80ties ist sicher kein technischer Quantensprung, aber es macht irre viel Spaß.  

Fazit:

Kinder der späten 60er-Generation aufgepasst: Hier kommt ein Mitsing-Spiel, das ihr nicht verpassen solltet. Ich spreche aus Erfahrung. Schämen ist passé – wenn nur die Idole der Jugendzeit abrocken. Die Präsentation von Lips the 80ties passt, die Technik ist grundsolide, und der Titel lebt allein schon von seiner genialen Songauswahl und den ganzen Originalvideos von anno dazumal. Pflichtkauf für Teenager der 80er!

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