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Schüller fordert "Vorwürfe ernst nehmen"

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Geht es um sexuellen Missbrauch, neigt die Kirche immer noch dazu, eher den Tätern als den Opfern Glauben zu schenken. Das sagt der Ombudsmann für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Wien, Helmut Schüller.

Im Gespräch mit den „Salzburger Nachrichten“ (Samstags-Ausgabe): „Die Angst davor, jemanden falsch zu beschuldigen ist immer noch größer als die Angst davor, einen schwerwiegenden Vorwurf zu übergehen“.

Vorwürfe ernst nehmen

Leider würden „selbst Vorwürfe mit Gewicht nach wie vor unterschätzt“, meint Schüller. Solange sich das nicht ändere, würden Missbrauchsfälle immer wieder erst nach Jahren ans Licht kommen. Natürlich müsse man die Unschuldsvermutung ernst nehmen – aber wenn sich jemand direkt an die Kirche wende, „kann man davon ausgehen, dass die Vorwürfe Gewicht haben“ und müsse sie „sehr ernst nehmen“.

Täter oft „charismatische und anerkannte“ Persönlichkeiten

Zu den aktuellen Vorwürfen gegen den prominenten Fernseh-Kaplan August Paterno betonte Schüller, dass man die Untersuchung abwarten müsse. Tatsache sei, dass Täter oft „charismatische und anerkannte“ Persönlichkeiten seien – nicht nur in der Kirche. „Das heißt aber zugleich, dass jedes Opfer verdammt schlechte Karten hat.“ Denn diese müssten sich allein gegen eine Institution stellen, die „die Anschuldigungen gar nicht hören will. Zugleich wird man vielleicht auch noch im Dorf zur Schnecke gemacht, weil man eine Autorität angreift“, sagte Schüller.

Vorsicht bei der Auswahl der Helfer

Einmal mehr forderte der Ombudsmann eine einheitliche Richtlinie der Bischofskonferenz zur Prävention von Missbrauch schon in der Ausbildung. Und zwar für alle, die Verantwortung für Kinder und Jugendliche in der Kirche tragen: Sowohl Laien als auch Priester und Ordensleute. Auch bei der Auswahl von Freiwilligen müsse man kritischer sein. „Es herrscht so große Freude, wenn sich jemand heute noch engagiert, dass man sich die Motive gar nicht mehr hinterfragen traut vor lauter Dankbarkeit.“

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