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Schule: Kinder aus armen Familien werden abgehängt

Die Caritas will besonderen Fokus auf benachteiligte Kinder legen.
Die Caritas will besonderen Fokus auf benachteiligte Kinder legen. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Gerade Kinder von armen Familien konnten im Lockdown schulisch nicht richtig gefördert werden. Die Leiterin der Wiener Lerncafés plädiert daher für eine kontinuierliche Förderung und intensive Kommunikation.

Für Familien, die wenig Geld haben und ihren Kindern kaum beim Lernen helfen können, war die Umstellung auf Fernunterricht im Frühjahr besonders schwierig. Bei vielen dieser Schüler sind damals große Bildungslücken entstanden. "Wir dürfen die Kinder aus sozial benachteiligten Familien nicht aus dem Blick verlieren", fordert deshalb die Leiterin der Wiener Caritas-Lerncafes, Martina Polleres-Hyll.

330.000 Kinder in Armut

In Österreich leben rund 330.000 Kinder in Haushalten mit besonders wenig Geld. Über 2.000 Kinder und Jugendliche aus diesen Familien werden in den Caritas-Lerncafés von Freiwilligen beim Lernen unterstützt, 360 sind es in Wien. "Im Shutdown ist viel verloren gegangen", erzählt Polleres-Hyll der APA von den Erfahrungen in den Wiener Caritas-Lerncafés. Die Schulen und Lehrer hätten sich zwar bemüht, seien aber unvorbereitet in einer völlig neuen Situation gestanden. Die Kinder haben laut der Lerncafé-Leiterin wiederum meist weder Computer noch Internetzugang, keinen ruhigen Platz zum Lernen und die Eltern könnten ihnen nicht helfen, wenn sie etwa einen Arbeitsauftrag nicht verstehen.

Am wichtigsten ist für Polleres-Hyll jetzt, die Kinder in der Unterrichtssprache Deutsch zu fördern. Die vom Bildungsministerium initiierte Sommerschule sei deshalb eine "total wichtige Initiative" für bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche. "Ich würde mir aber auch wünschen, dass wir alle, die wir in dem Bereich tätig sind, genau diese Kinder im kommenden Schuljahr nicht aus dem Fokus verlieren, indem wir wirklich schauen, dass sie dieses Schuljahr positiv absolvieren können."

Angst vor Schulschließungen

Neben kontinuierlicher Förderung brauche es auch eine intensive Kommunikation, um den Schülern und ihren Eltern ein Gefühl der Sicherheit zu geben. "Momentan sind diese Familien mehrfach verunsichert. Nicht nur, weil sie finanzielle Sorgen haben, wie sie den Schulstart finanzieren sollen, sondern auch weil sie Angst haben, wie es denn werden wird", sagt Polleres-Hyll mit Blick auf mögliche Schulschließungen oder Maßnahmen wie Maskenpflicht. Die Lehrer sollen den Kindern altersgerecht erklären, was passiert, wenn es etwa punktuell wieder zur Umstellung auf Fernunterricht und Notbetrieb an den Schulen kommt, wünscht sie sich. "Diese Möglichkeit hat es im Frühjahr ja nicht gegeben."

(APA/Red)

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