Schuldenkrise setzt Spanien und zusehends Frankreich zu

Spanien musste den Anlegern bei der letzten Auktion vor den Wahlen am Sonntag fast sieben Prozent Rendite bieten und nähert sich damit bedrohlich der Marke, ab der sein Schuldendienst zu teuer wird. Während immer mehr Euro-Länder rekordhohe Zinsen zahlen müssen, kann sich Deutschland günstiger denn je refinanzieren.
Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble warnte vor einem Übergreifen der Schuldenkrise auf die Realwirtschaft. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte vor übertriebenen Erwartungen an die Europäische Zentralbank (EZB), die den Schuldenländern mit Staatsanleihenkäufen unter die Arme greift und deren Zinskosten de facto drückt: Marktunsicherheiten könnten nur durch “feste politische Lösungen überwunden werden”, mahnte die Kanzlerin an die Adresse Frankreichs gerichtet, das auf eine Ausweitung der EZB-Rolle zu einem Staatsfinanzierer dringt. Die Regierung in Paris erneuerte ihre Forderung an die Währungshüter, sich jetzt um die Finanzstabilität der Euro-Zone zu kümmern. Dies bedeutet im Klartext: ihre Staatsanleihenkäufe auszuweiten.
Trotz EZB: Spanien strauchelt
Trotz der Stützungskäufe der EZB geriet mit Spanien die viertgrößte Volkswirtschaft der Schuldenkrise noch tiefer in den Schuldenstrudel. Es musste für eine Staatsanleihe mit Laufzeit bis 2022 den Investoren dafür eine satte Rendite von 6,9 Prozent bieten. Ein solch hohes Niveau hatte es zuletzt lange vor der Einführung des Euro im Jahr 1997 gegeben. Auch das Ausgabevolumen fiel mit 3,563 Mrd. Euro relativ schwach aus. Das Land hatte eine Zielspanne für die Emission von drei bis vier Mrd. Euro angepeilt.
Deutschland profitiert wegen der Schuldenkrise von seinem Status als sicherer Hafen. Auch Frankreich, das mit einer Reformagenda sein Top-Rating bewahren will, sieht sich trotz der jüngst gestiegenen Zinsen als ein solcher Hort der Sicherheit. “Für mich sind wir weiter ein sicherer Hafen”, betonte der Chef der Schuldenagentur, Philippe Mills. Doch an den Anleihemärkten gerät das Land zunehmend in raue See: Bei der Aufstockung von Anleihen im Volumen von insgesamt fast sieben Mrd. Euro musste auch Frankreich mehr Zinsen zahlen. Für Papiere mit zwei- und vierjähriger Laufzeit wurden um rund einen halben Prozentpunkt höhere Renditen fällig als zuletzt.
Auch Frankreich ist nicht sicher
Dennoch ist Frankreich noch weit von der kritischen Marke von sieben Prozent entfernt, die als Obergrenze für eine auf Dauer tragfähige Refinanzierung an den Kapitalmärkten gilt. Italien pendelt bereits um diese rote Linie, Spanien kommt ihr bedrohlich nah. In dem südeuropäischen Land stehen die Sozialisten unter ihrem Ministerpräsidenten Jose Luis Rodriguez Zapatero am Sonntag vor der Abwahl.
Spaniens Regierungschef hatte zwar mit einer konsequent betriebenen Reformagenda lange Zeit an den Märkten für Vertrauen in die Schuldentragfähigkeit des Landes gesorgt, doch gerät das Land im Sog der eskalierenden Krise nun wieder verstärkt ins Visier der Investoren. Hinzu kommt die Sorge, dass das von hoher Arbeitslosigkeit geplagte EU-Land womöglich in eine Rezession gerät, die seine Defizitziele in Gefahr bringen könnte. Der voraussichtliche Wahlsieger Mariano Rajoy versichert, Spanien als Regierungschef auf Sparkurs zu halten.
Spanien fordert Eingriff von EU und EZB
Für Deutschland bedeute die derzeitige Situation zwar gewisse Vorteile. Aber wenn die Spannungen auf den Märkten anhielten, werde die gesamte Euro-Zone einschließlich Deutschlands von der Krise betroffen sein”, sagte der sozialistische Regierungschef. In Spanien waren die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen am Donnerstag auf eine Größenordnung von sieben Prozent gestiegen. Auf diesem Niveau hatten andere EU-Länder internationale Hilfe beantragen müssen.