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Schulden G.m.b.H - Trailer und Kritik zum Film

Schuldenberater, Gerichtsvollzieher, Detektive, Inkassanten, Auktionsmitarbeiter, leere Lokale, ausgeräumte Geschäfte, Sicherstellung von Autos: Filmemacherin Eva Eckert widmet sich in ihrer bei der Diagonale uraufgeführten Dokumentation den vielen Schattenseiten der Konsumgesellschaft. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Jene, die sich übernommen haben, durch äußere Umstände in Zahlungsverzug geraten, falsche Prioritäten setzen, aber oft auch in betrügerischer Absicht handeln. Die Schuldner selbst sind nie zu sehen, nur aus dem Off zu hören: Die Kamera bleibt bei Amtshandlungen vor der Tür – was aber die Beklemmung nicht mildert.

 Schulden G.m.b.H: Die Geschichte

“Ich wollte eigentlich einen fröhlichen Film drehen, aber es ist dann nicht so fröhlich geworden”, so Regisseurin Eva Eckert am Mittwoch nach der Uraufführung. Zwischendurch blitzt zwar schwarzer Humor auf, der aber nicht der Kameraführung oder dem Konzept geschuldet ist, sondern unfreiwillig den Akteuren: ein Sparschweinderl, das ein Inkassobüro-Mitarbeiter über den Tisch hüpfen lässt, ein Detektiv, der in schöner Akzentuierung diverse Derbheiten von sich gibt, oder zwei Gerichtsvollzieher, die sich nicht ganz einig sind, welche Kriterien ein Haustier pfändbar machen (zur Auswahl standen u.a.: gefühlsmäßige Bindung des Halters oder hoher Wert eines Rassehundes, Grenzwert angeblich 750 Euro).

Pfändung und Delogierung trifft nicht nur Arme, Menschen am Rande der Gesellschaft, Migranten oder Pensionisten, so der Tenor des Films. Davon zeugt eine Szene, bei denen detektivische Arbeit Teil des Schuldenbusiness ist: Zwei Privatermittler verfolgen in Wien im Pkw einen Monster-SUV vom Typ “Hummer”, für den monatelang keine Leasingrate bezahlt wurde. “Das ist er”, sagt der Detektiv-Fahrer zu Beginn, “gibt ja nicht so viele schwarze Hummer in Wien”. Der Schuldner wird angehalten, ihm Fahrzeugschlüssel und Papiere abverlangt, die Detektivin bringt ihn noch zum nächsten Taxistandplatz.

Schulden G.m.b.H: Die Kritik

Andere Schuldner haben kaum noch Spielraum – ihnen bleibt nur noch der Weg zur Wohnungslosenstelle und zur Schuldnerberatung – oder beides. Die Frage nach dem Verschulden wird nicht gestellt, die Frage nach dem Warum beantworten bisweilen die Protagonisten des Films: Der bedenkenlose Konsum während der Krise habe der Wirtschaft geholfen, obwohl man als Konsument eigentlich hätte zurückhaltend sein sollen, sinniert ein Inkassobüro-Mitarbeiter. Ein Schuldenberater hingegen: “Bei Inkassobüros ist Kapitaltilgung durch den Schuldner fast Geschäftsstörung”. Erschreckende Mechanismen werden in Gang gesetzt: Ein Mädchen blickt aus der Wohnungstür. Ihr Gesicht ist gepixelt, aber das Erschrecken über die Männer, die die Habe ihrer Mutter in Umzugskisten packen und aus der Wohnung tragen, drückt sich in der reglosen Haltung aus.

Pfändung ist kein Einzelschicksal: Über 700.000 pro Jahr gibt es in Österreich. Es trifft also jeden elften Bewohner des Landes. Im Abspann zeigt Eckert, wie Konzerne, Banken, diverse Verbände, Versandhäuser auf ihre Bitte um Interviews reagierten: “Keine Stellungnahme”. Auf die Antworten auf die von Eckert geplanten Fragen wie Anwendung von Zinseszinsregel oder Kontokündigung wäre man gespannt gewesen.

(APA)

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