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Schüler schrieb Test bei Minusgraden im Freien: Vater einverstanden, FPÖ empört

Der Schüler wollte den Test unbedingt schreiben.
Der Schüler wollte den Test unbedingt schreiben. ©zVg/FPÖ
Ein steirischer Schüler sorgte für Wirbel auf Social Media, weil er bei Minusgraden einen Test im Freien absolvierte. Die Hintergründe sind dabei jedoch nicht so offensichtlich, wie das Foto auf Facebook und Co. vermuten lässt.

In sozialen Medien im Internet sorgt seit Donnerstag ein Fall eines Voitsberger Schülers für Aufregung: Er hatte seinen Sachunterricht-Test bei minus ein Grad Celsius im Freien vor dem Klassenraum geschrieben. Die Teilnahme am Test war freiwillig, hieß es vonseiten der Bildungsdirektion Steiermark, die den Vorfall noch prüft. Der maskenbefreite Schüler wurde "wie ein Aussätziger" behandelt, kritisierte dagegen FPÖ-Bundesrat Markus Leinfellner in einer Aussendung.

Schüler hatte Maskenbefreiungsattest

Vonseiten der Eltern wurde für den Neunjährigen nach den Weihnachtsferien ein Maskenbefreiungsattest vorgelegt, der Schüler konnte dem Unterricht somit entschuldigt fernbleiben, wurde vonseiten der Bildungsdirektion festgehalten. Er sei von der Schule nicht aufgefordert oder verpflichtet worden, den Test zu schreiben, wurde von der Bildungsdirektion nach erster Rücksprache mit der Schulleitung auch klargestellt.

15 Minuten im Freien gesessen

Da die medizinische Grundlage des Maskenbefreiungsattests zum Zeitpunkt des Schultests von der Direktion noch geprüft und daher nicht akzeptiert worden war, kam es offenbar zu der Kompromisslösung: Der Schüler schrieb den etwa 15 Minuten dauernden Test vor dem Fenster sitzend auf einem Stuhl, parallel zu seinen Klassenkameraden. Der Bub, der den Test angeblich unbedingt absolvieren wollte, wurde am Testtag auch von einem Elternteil begleitet. Der Vater hatte der Prüfungssituation laut Bildungsdirektion zugestimmt. Die Alternative, nämlich das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für die Dauer der Leistungsüberprüfung im Klassenzimmer, wurde "von den Erziehungsberechtigten ausgeschlossen".

Letzter Test vor Schulwechsel

Wie aus einem Bericht der "Kleinen Zeitung" (Freitag-Ausgabe) hervorgeht, soll es dem Vater zufolge für den Buben wichtig gewesen sein, den Test zu schreiben, bevor er die Schule verlässt. Ein Schulwechsel sei nämlich am Tag des Tests schon festgestanden. Der Vater meldete den Sohn von der Einrichtung ab, Hintergrund dürfte ein Wohnsitzwechsel sein.

FPÖ empört

Während die Bildungsdirektion die Gültigkeit des Attests prüft - es soll laut "Kleine Zeitung" von einem als impfskeptisch bekannten Arzt ausgestellt worden sein - teilen impfkritische Internetnutzer nun das Bild von dem am Fenster sitzenden Kind in den sozialen Netzwerken. Die FPÖ sprang schon am Donnerstag auf das Thema auf: Es könne nicht sein, dass ein Schüler trotz vorhandenen ärztlichen Attests wie ein Aussätziger behandelt wird, kritisierten die Freiheitlichen. Die Schulleitung müsse zur Rede gestellt und mit entsprechenden Konsequenzen bedacht werden, ein Übergehen zur Tagesordnung sei aus Sicht von Bundesrat Leinfellner "keinesfalls möglich".

Bildungsdirektion meldete sich am Freitag zu Wort

Freitagnachmittag teilte die Bildungsdirektion schließlich mit, dass der Fall nun genau geprüft wurde: "Es bestand keineswegs eine Verpflichtung zur Teilnahme des Schülers an dieser freiwilligen Informationsfeststellung, vielmehr beharrten die Eltern jedoch vehement darauf." Der Vater habe den ein Vorschlag eingebracht, dass das Kind im Freien arbeiten könne, wenn ein Betreten des Schulhauses nicht möglich sei. "Die Lehrerin stimmte zu, dem Kind das Blatt mit der freiwilligen Informationsfeststellung auszuhändigen. Das Kind befand sich zu keinem Zeitpunkt im Präsenzunterricht, sondern war durchgängig unter der Aufsicht der Eltern."

Bei einem Dienstgespräch am Freitag, bei dem sowohl die Lehrerin als auch die Direktorin des Kindes geladen waren, nahmen die beiden Pädagoginnen Stellung. Die "eingehende Prüfung der Bildungsdirektion hat ergeben, dass keinerlei dienstrechtliches Fehlverhalten festgestellt werden konnte. Der Schüler war zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme entschuldigt, es bestand keine Aufsichtspflicht durch die Schule."

Vorgehensweise "sehr unglücklich gewählt"

Ergänzt wurde, dass zwar keine dienstrechtliche Verfehlung vorliege, die Vorgangsweise im vorliegenden Fall aber "sehr unglücklich gewählt" war. Die Schulaufsicht werde ein aufklärendes Gespräch mit dem Kollegium am Standort führen, "um weiterhin das hohe Niveau der Covid-Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten und gleichzeitig einen angemessenen, sensiblen Umgang mit Sonderfällen sicherzustellen". Die Erhebungen der Bildungsdirektion seien damit abgeschlossen. Das vorgelegte Attest wurde übrigens geprüft, werde jedoch nicht anerkannt, so die Bildungsdirektion. Das Kind sollte daher nun an der neuen Schule eine Maske tragen.

Die Situation dürfte kein Einzelfall sein: Immer wieder müssen Lehrerinnen und Lehrer bei Maskenbefreiungen von Schülerinnen und Schülern Situationen lösen: "Es mehren sich Fälle, in denen Lehrer anfragen, wenn Eltern Corona-Maßnahmen ablehnen", hieß es seitens der Bildungsdirektion gegenüber der APA. Die Gründe für die Maskenpflichtbefreiung für den Buben sind übrigens nicht bekannt, diese würden laut dem Vater "der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen".

Beitrag ging auf Facebook viral

Der Beitrag mit dem Foto auf Facebook ist bis Freitagmittag schon mehr als 12.000 Mal geteilt worden, wobei da im Text davon die Rede ist, dass der Schüler den Test hätte schreiben müssen - und nicht, dass es sein eigener Wunsch war und die Eltern auch einverstanden waren. In den Kommentaren waren daher unterschiedliche Reaktionen zu finden: Die einen fühlten sich in ihrer impfkritischen Haltung bestätigt und fragten nicht nach Hintergründen. Andere wiesen darauf hin, dass der Test freiwillig war.

(APA/red)

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