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Schönling Tom Cruise verliert sein Gesicht

Mit Leichtigkeit verwaltet der junge David Aames das Millionenerbe des Vaters, mit einnehmendem Äußeren und herablassendem Charme verfallen ihm die Damen reihenweise.

Da fährt das aktuelle Betthupferl ausgerechnet jenen Karren an die Wand, in dem sie gerade mit dem Lover sitzt. Die besten plastischen Chirurgen der Welt kriegen zwar sein hübsches Gesicht nach ein paar Anläufen wieder hin, doch die tote Lenkerin spukt ihm ein bisschen im Kopf herum. Das lässt ihn etwas unrund werden. Eine tragische Geschichte, die zu recht niemanden interessiert. Auch wenn sie von Tom Cruise gespielt wird. Oder: Weil sie von Tom Cruise gespielt wird.

„Vanilla Sky“ von „Almost Famous“-Regisseur Cameron Crowe (Österreich-Start am Freitag, 25.1.) hat gute Chancen, zum unnötigsten Film des Jahres gewählt zu werden. Der Plot des Films stammt von dem 1997 gedrehten Psychothriller „Abre Los Ojos“ jenes Alejandro Amenabar, der mit „The Others“ Cruises Ex-Gattin Nicole Kidman jüngst zu einem schönen Erfolg verhalf,- und ist so gut auch wieder nicht, dass er bereits nach wenigen Jahren ein Remake vertragen würde. Vor allem nicht solches: In gestyltem Ambiente (die schönste Szene zeigt zu Beginn des Films leerge(t)räumte New Yorker Straßenschluchten, wie man sie noch nie sah) bewegen sich gutaussehende Menschen in einem Tanz um das Goldene Kalb.

Tom Cruise ist dieses Goldene Kalb und mit entsprechender Ausdrucksleere inszeniert er sich selbst. Die Latex-Maske, die sein entstelltes Gesicht für seine Umgebung erträglicher machen soll, wirkt dabei kaum starrer als seine sonst freigelegte stereotype Mimik. Auch die Story ist hanebüchern: Nachdem ihm die tote und die lebende Gespielin durcheinander geraten, befördert er die eine gleich nochmals aus dem Leben, erwischt aber die andere und wird dafür des Mordes angeklagt. Doch auch die Justiz bietet keine Sicherheiten, denn Aames hat sein Leben offenbar zuvor einer Firma verkauft, die Träume und Wirklichkeit zu einer Art Wunsch-Existenz aus zweiter Hand montiert.

Neben Cruise agiert ein beachtliches Damen-Doppel, was den Hollywood-Schönling allerdings nicht auflockert. Die meisten Männern würden beträchtlich mehr Phantasie entwickeln, wenn sie Penelope Cruz (die bereits in Amenabars Original mitspielte) und Cameron Diaz derart in Griffweite bekämen wie der verwöhnte Playboy Aames, der sich nicht so recht zwischen den Angeboten entscheiden kann. Was auch immer dran ist zwischen der von der Yellow Press kolportierten heftigen Romanze zwischen Cruise und Cruz – auf der Leinwand ist nichts von erotischem Funkenflug zu sehen.

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