Schönborn war am Montag vom Papst in einer Audienz empfangen worden. Bei dem Gespräch, bei dem auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen Vorgänger Sodano anwesend waren, musste der Wiener Erzbischof einen Rüffel des Heiligen Vaters einstecken. Laut einem Kommunique des Pressesaals des Vatikans “wollte” Schönborn bei der Unterredung “einige Aspekte kirchlicher Disziplin” klarstellen, ebenso wie “gewisse Urteile betreffend die Haltung des Staatssekretariats, insbesondere unter dem seinerzeitigen Staatssekretär von Papst Johannes Paul II…bezüglich des verstorbenen Kardinals Hans Hermann Groer”.
Papst Benedikt XVI. unterstrich laut dem Pressekommunique zudem gegenüber Schönborn in Hinblick auf dessen Aussagen über Sodano, dass, “wenn es sich um Anschuldigungen gegenüber einem Kardinal handelt, die Zuständigkeit ausschließlich beim Papst liegt.
Darüber hinaus wird in dem Schreiben betont, der von Sodano während seiner Predigt bei der letzten Ostermesse verwendete Begriff “Geplapper” (“chiacchiericcio’) sei fälschlicherweise als Mangel an Respekt für die Missbrauchsopfer interpretiert worden, für die Kardinal Sodano “die selben Gefühle des Mitleids und der Verdammung des Bösen” hege. Der umstritteneAusdruck sei “wörtlich der päpstlichen Palmsonntagspredigt entnommen” und habe sich auf “den Mut, der sich nicht durch das Geplapper der herrschenden Meinungen einschüchtern” lasse, bezogen.