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Schönheit kennt kein Alter

Schwarzach - Eine weltweite Studie über die Schönheitsideale wirft die Frage auf, ob die Gesellschaft ihre Ansichten über "Frauen und Älterwerden" ändern sollte.

„Ich lasse mir die Haare bewusst nicht färben“, erzählt Brunhilde Theurer, 55 aus Bregenz. „Sollen die Leute ruhig sehen, wie alt ich bin“. Die attraktive Bregenzerin hebt beinahe trotzig das Kinn und sieht geradeaus. „Natürlich ist ein gewisser Druck, speziell durch die Medien da, immer nur jung und fit auszusehen, aber ich gehe darauf nicht ein.“ Trotzdem zögert sie, als sie ihr Alter nennen soll.

So wie der Bregenzerin dürfte es vielen Frauen dieser Altersklasse gehen. Um herauszufi nden, mit welchen Schönheitsidealen und Vorurteilen sich Frauen über 50 konfontiert sehen, wurde – angeregt durch eine Werbekampagne für ein Schönheitsprodukt – eine weltweite Studie („Schönheit – keine Frage des Alters“ von Dove) und eine Umfrage durchgeführt. In Österreich befragte das Karmasin-Institut 404 Frauen im Alter zwischen 50 und 64 Jahren. Dabei ging es um Themenbereiche wie Schönheit, äußeres Erscheinungsbild, Rolle und Bedeutung von Frauen dieser Generation in Gesellschaft und ihre Zufriedenheit. Es wurde auch auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Frauen über 50 und ihre Darstellung in Werbung und Medien eingegangen. Die Ergebnisse waren ebenso eindrucksvoll wie erschreckend: Frauen über 50 sind sich bewusst, dass ihnen weniger Bedeutung zugemessen wird als jüngeren Frauen und sie im Vergleich weniger Aufmerksamkeit in Werbung und Medien genießen. „Diese Nicht-Präsenz in den Medien und der Werbung beeinfl usst laut Experten nicht nur die Generation 50+ sondern alle Generationen.

„Sowohl die Medien als auch die Werbung steigern das Verlangen danach, jung zu sein. Wenn man dann jedoch älter wird, entdeckt man, wie jung man sich auch weiterhin fühlt und welchen Einfl uss man auf die Gesellschaft und die Menschen um sich hat“, so Susie Orbach von der London School of Economics, die an der Studie beteiligt war. Es ist daher nicht verwunderlich, dass 91 Prozent der Frauen über 50 es für wichtig halten, dass die Gesellschaft ihre Ansichten über „Frauen und Älterwerden“ ändert.

Alter ist kein Makel

„Es geht nicht darum, die Uhr zurückzudrehen, um auch mit sechzig noch auszusehen wie mit dreißig, sondern darum, in jedem Alter das Beste aus sich zu machen. Wir sind der Ansicht, dass Alter kein Makel ist, der korrigiert werden muss, sondern ein Teil unseres Charakters und unserer Persönlichkeit“, so Michaela Winkler, Brand Manager Dove Österreich. Die befragten Frauen sähen sich nicht als “ältere Damen“, „in den besten Jahren“ oder Teil einer „reiferen Klientel“, im Gegenteil: Sie fühlten sich jung, seien finanziell unabhängig und aktiv in die Arbeitswelt und Gesellschaft integriert.

„Ich bin 69“, erzählt Maria Gasser aus Bregenz. „Aber ich fühle mich nicht so. Das ist maßgeblich.“ Und weiter: „Im Alter muss man schon ein bisschen tapfer sein. In unserer Gesellschaft ist vieles auf die Jugend abgestimmt. „Die jungen Leute haben in gewissem Maße auch ein Recht darauf. Wir Älteren machen da eben so gut wie möglich mit.“ Doch es wäre schon sinnvoll, das Bewusstsein und die Darstellung älterer Frauen in den Medien zu verändern, findet sie weiter. „Gerade bei Werbungen für Anti-Falten-Cremes werden zum Beispiel immer Frauen gezeigt, die gar keine haben. Dabei zeigen Falten, dass man die Zeit wirklich ausgenützt, dass man wirklich gelebt hat. Das ist doch keine Schande.“

Mit dieser Ansicht ist sie nicht alleine. „Diese Frauen sind es leid, aus ihrem Alter ein Geheimnis machen zu müssen. Sie wünschen sich, so gesehen zu werden, wie sie sind – in der ganzen Vielfalt ihrer Schönheit: als smart und lebhaft, als sexy und attraktiv, als bewunderns- und liebenswert“, so Nancy Etcoff von der Harvard University. „Es ist an der Zeit, für uns als Gesellschaft unsere Sichtweise in Bezug auf das Älterwerden zu überdenken und zu ändern. Auf diese Weise können wir auch den zukünftigen Generationen von Frauen helfen.“

DATEN DER STUDIE

78 Prozent der befragten Frauen sind stolz darauf, ihr Alter zu nennen

Die Mehrheit der Frauen beschreibt sich selbst als „jung“ 59 Prozent) und nicht als „alt“ (10 Prozent)

91 Prozent glauben, dass frühere Generationen von Frauen über 50 nicht die Dinge getan haben, die Frauen über 50 heute tun.

75 Prozent berichten, dass sie heute mit 50 Jahren anders sind als ihre Mütter mit 50 waren.

46 Prozent der Frauen sind der Meinung, dass, wenn Frauenzeitschriften eine Gesellschaft widerspiegeln würden, man denken müsste, Frauen über 50 existierten nicht.

76 Prozent stimmen zu, dass Anti-Aging-Werbespots meist unrealistische Bilder von Frauen über 50 zeigen, die diese Produkte benutzen.

86 Prozent der Frauen finden, dass die Medien und die Werbung in der realistischen Darstellung von Frauen über 50 besser werden müssen.

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