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Nach Verfolgung im Burgenland: Schlepper schoss auf Bundesheer-Soldaten

Ein Mann soll zu Wochenbeginn auf Bundesheer-Soldaten geschossen haben.
Ein Mann soll zu Wochenbeginn auf Bundesheer-Soldaten geschossen haben. ©APA/ERWIN SCHERIAU (Symbolbild)
Beim Versuch, ein mutmaßliches Schlepper-Fahrzeug anzuhalten, sind bei einem Grenzübergang im Burgenland Schüsse gefallen. Ein Schlepper schoss auf Bundesheer-Soldaten, so das BMLV und das Landespolizeikommando Burgenland.

Ein zweiter konnte festgenommen werden, berichteten das Verteidigungsministerium und das Landespolizeikommando Burgenland ebenfalls. Verletzt wurde niemand. Zwölf Männer aus Afghanistan suchten um Asyl an.

Soldaten wollten Fahrzeug bei Grenzübergang kontrollieren

Soldaten wollten den Kastenwagen mit ungarischem Kennzeichen beim Grenzübergang Bildein (Bezirk Güssing) kontrollieren, der Fahrer stieg jedoch aufs Gas. Der Wagen wurde auf einem Feldweg von Eberau in Richtung Bildein verfolgt, als er dann von der Straße abkam. Ein Verdächtiger lief daraufhin Richtung Ungarn davon und schoss von ungarischem Staatsgebiet aus zwei Mal auf die Bundesheerangehörigen. Sie blieben unverletzt, ebenso die zwölf Flüchtlinge, allesamt Männer aus Afghanistan, wie Polizeisprecher Helmut Marban gegenüber der APA erklärte.

Ein zweiter mutmaßlicher Schlepper wurde festgenommen, er stammt aus Moldawien. Die Herkunft des flüchtigen Schleppers war noch nicht bekannt. Montagnachmittag liefen die Befragungen und Erhebungen auf Hochtouren, so Marban.

Keine verletzten Bundesheer-Soldaten

"Dieser heutige Vorfall verdeutlicht, dass die Maßnahmen der Schlepper und die damit verbundene Kriminalität neue Dimensionen erreicht haben. Ich bin froh, dass die eingesetzten Soldaten beim Schusswechsel unverletzt geblieben sind", sagte Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP) in der Aussendung. Auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sprach in einem Statement von einem "dramatischen Vorfall", dieser zeige einmal mehr die Notwendigkeit des Außengrenzschutzes.

Burgenlands Landeshauptmann verlangt neue Lösungen

Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) forderte angesichts der "menschenverachtenden" internationalen Schlepperkriminalität neue politische Lösungen: "Die Auslagerung von Asylverfahren in Verfahrenszentren außerhalb Europas würde dem 'Geschäftsmodell' dieser hochlukrativen Kriminalität den Boden entziehen."

Tatzgern: Modus von Schleppern verändert

Im Gespräch mit der APA erklärte Bundeskriminalamts-Experte Gerald Tatzgern angesichts des neuen Vorfalls an der Grenze im Burgenland, dass sich der Modus der Schlepper in den vergangenen Wochen und Monate geändert habe: "Fahrer werden angewiesen, sich Anhaltungen durch die Polizei zu entziehen, das heißt, Straßensperren nicht zu beachten." Es erhärte sich auch der Verdacht, dass die Fahrer von Begleitfahrzeugen bewaffnet sind. Er warnte einmal mehr davor, wie skrupellos das "Geschäft" mit den Flüchtlingen sei.

Die Freiheitlichen sahen im jüngsten Vorfall einen "deutlichen Warnschuss" für die schwarz-grüne Bundesregierung, denn diese sei "nicht fähig, unser Land vor illegaler Migration zu schützen", kritisierte Wehrsprecher Reinhard Bösch.

Vorfälle bei Versuch der Schleusung von Flüchtlingen

In den vergangenen Wochen kam es wiederholt zu Vorfällen beim Versuch, Flüchtlinge illegal über die Grenze nach Österreich zu schleusen. Der traurige Höhepunkt war der Tod zweier Männer in einem Kastenwagen.

Am 19. Oktober 2021 kamen bei einer Schlepperfahrt über die ungarische Grenze bei Siegendorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) zwei Flüchtlinge ums Leben. Die Männer wurden bei einer Kontrolle von Bundesheer-Soldaten tot in einem Kleinbus gefunden, sie dürften im Wagen, der mit knapp 30 Flüchtlingen unterwegs war, erstickt sein. Dem mutmaßlichen Schlepper gelang zunächst die Flucht, er wurde jedoch im Dezember in Lettland festgenommen. Der 19-Jährige wurde in weiterer Folge nach Eisenstadt gebracht und in Untersuchungshaft genommen. Das Ermittlungsverfahren läuft laut Staatsanwaltschaft Eisenstadt noch, mit einem Abschlussbericht wird Ende Jänner gerechnet.

Ungarische Polizisten schossen

Anfang des Jahres kam es nahe Neckenmarkt (Bezirk Oberpullendorf) zu einem Vorfall, bei dem ungarische Polizisten auf ein mutmaßliches Schlepperfahrzeug schossen. Der Klein-Laster raste auf den Grenzübergang und die Beamten zu, die den Wagen stoppen wollten. Sie gaben Schüsse auf den Laster ab, der Fahrer konnte ihn aber noch nach Österreich lenken. Er flüchtete daraufhin, 30 Migranten wurden aufgegriffen.

Bundeskriminalamts-Experte Gerald Tatzgern erklärte im Gespräch mit der APA, dass sich der Modus der Schlepper in den vergangenen Wochen und Monate geändert habe: "Fahrer werden angewiesen, sich Anhaltungen durch die Polizei zu entziehen, das heißt, Straßensperren nicht zu beachten." Es erhärte sich auch der Verdacht, dass die Fahrer von Begleitfahrzeugen bewaffnet sind. Die Schlepper selbst seien bisher eher selten bewaffnet gewesen, nun werde auch von Schusswaffen Gebrauch gemacht. "Immer wieder sind Waffen im Spiel, auch gegen Migranten", so Tatzgern. Er warnte einmal mehr davor, wie skrupellos das "Geschäft" mit den Flüchtlingen sei.

Fast 400 Schlepper sollen identifiziert worden sein

Während die mutmaßlichen Schlepper früher vor allem aus dem Balkan-Raum bzw. aus den selben Nationen wie die Flüchtlinge stammten, kommen sie in den vergangenen Monaten verstärkt aus baltischen Staaten wie Lettland, auch Weißrussland und der Ukraine. 2021 sind nach Angaben des Bundeskriminalamts mehr als 40.000 Aufgriffe von Menschen erfolgt, die illegal und teils mit Hilfe von Schleppern die Landesgrenzen passiert hatten, fast doppelt so viele wie im Jahr davor. Gleichzeitig wurden beinahe 400 Schlepper identifiziert, diese Zahlen hatte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Freitag bekannt gegeben.

(APA/Red)

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