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Schlepper-Prozess in Wien vertagt

Schlepper-Prozess in Wien nach einem fatalen Bootsunglück im Mittelmeer.
Schlepper-Prozess in Wien nach einem fatalen Bootsunglück im Mittelmeer. ©APA/EVA MANHART
Im Wiener Landesgericht fand am Dienstag eine Verhandlung gegen zwei Syrer statt, die mit einer verhängnisvollen Schlepperfahrt in Verbindung gebracht werden, bei der hunderte Geflüchtete im Mittelmeer ums Leben kamen.

Den Angeklagten wird in dem Schlepper-Prozess vorgeworfen, von Wien aus die Schleusung von fünf Personen zu organisieren, die sich auf einem Fischkutter befanden. Dieser war in Libyen gestartet und sank am 14. Juni 2023 vor der griechischen Küste. Nur 104 der 750 Passagiere überlebten das Unglück. Bei den Überlebenden handelte es sich ausschließlich um Männer. Sämtliche Frauen und Kinder an Bord dürften im Nass ertrunken sein. Nur 79 Leichen konnten von der griechischen Küstenwache geborgen werden.

Angeklagte bei Schlepper-Prozess in Wien sollen krimineller Organisation angehört haben

Die beiden Syrer im Alter von 27 und 29 Jahren sollen einer länderübergreifenden kriminellen Vereinigung angehört haben, die darauf angelegt war, syrischen Staatsangehörigen die illegale Einreise in die EU zu ermöglichen. In Bezug auf das Schiffsunglück sollen sie entgeltlich fünf Landsleuten einen Platz auf dem Kutter verschafft haben, wobei sie dafür zumindest 7.150 Dollar pro Person entgegennahmen und das Geld an übergeordnete Mitglieder der kriminellen Organisation weitergeleitet haben sollen.

Laut Anklage wurden die fünf Geschleppten "während der Beförderung längere Zeit hindurch in einen qualvollen Zustand versetzt". Bevor es an Bord ging, sollen die Menschen mehrere Tage in einem Stall in der libyschen Wüste untergebracht worden sein, wo es weder Nahrung noch Wasser gab. Auf dem Fischerkutter solle es während der tagelangen Überfahrt weder Wasser noch Essen gegeben haben. Die Geflüchteten konnten auch nicht schlafen, "da sie das Boot für Lenkungsmanöver mangels Ruder mit ihrem eigenen Körpergewicht ausbalancieren mussten", so die Anklage.

Schlepper-Prozess in Wien für ergänzende Beweisaufnahme vertagt

Letztlich kippte der mit Menschen völlig überfüllte Kutter. Von den fünf Menschen, für deren Schicksal die Angeklagten verantwortlich sein sollen, überlebte einer. Die zwei Syrer bestritten vor einem Schöffensenat, mit dieser Katastrophe etwas zu tun gehabt zu haben. Der 27-Jährige räumte ein, in zwei anderen Anklagefakten - darunter die Schleppung einer fünfköpfigen Familie nach Europa zu einem "Sonderpreis" von 4.000 Euro - involviert gewesen zu sein. Der 29-Jährige bekannte sich grundsätzlich "nicht schuldig". Die Verhandlung wurde zur ergänzenden Beweisaufnahme vertagt. Nächster Termin: 24. April. Die Angeklagten bleiben bis dahin in U-Haft.

(APA/Red)

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