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Schießerei in Ravidass-Tempel: Guru im Zeugenstand

Im Prozess um die tödliche Schießerei im Ravidass-Tempel vom 24. Mai 2009 ist am Freitagnachmittag im Wiener Straflandesgericht Guru Sant Niranjan Dass als Zeuge vernommen worden.
Guru als Zeuge vernommen
Prozess um Schießerei in Ravidass- Tempel
"Ich kann mich an nichts erinnern"

Das Guru Sant Niranjan Dass am Freitag im Prozess um die tödliche Schießerei im Ravidass-Tempel als Zeuge im Wiener Straflandesgericht auftreten sollte, stand seit mehreren Wochen fest. Weil laut Verfassungsschutz gegen den 68-Jährigen, der am 24. Mai 2009 in einem Ravidass-Tempel in der Pelzgasse in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus niedergeschossen wurde, nach wie vor ein konkretes Bedrohungsszenario besteht, wurde der Termin nicht nach außen kommuniziert. Eingeweihte Medienvertreter hatte man um Stillschweigen gebeten.

Obwohl die Vereinbarung hielt, hatten sich im Großen Schwurgerichtssaal zahlreiche Besucher eingefunden, als der Guru – von einem Großaufgebot an Wega-Beamten bewacht – knapp nach 13.00 Uhr den Verhandlungssaal betrat. Unter den Zuhörern befanden sich zahlreiche Anhänger der Ravidass-Gemeinschaft, die sich beim Eintritt ihres ranghohen Würdenträgers, der im Unterschied zu Guru Sant Rama Nand den Anschlag in dem Tempel überlebt hatte, von ihren Sitzen erhoben. Der 68-Jährige segnete die Anwesenden, ehe er sich mühsam zum Zeugenstand schleppte.

Die beiden Gurus hätten in dem Ravidass-Tempel eine religiöse Feier leiten sollen und wurden laut Anklage von strenggläubigen Sikhs zur Zielscheibe eines religiös motivierten Attentats auserkoren, weil die Sikh neben dem “Guru Granth Sahib”, ihrem Heiligen Buch, keine Konkurrenz dulden. Demgegenüber verneigen sich Anhänger der Ravidass-Gemeinschaft bei religiösen Zeremonien sowohl vor dem Heiligen Buch als auch vor anwesenden Gurus.

Inhaltlich dürfte der Zeugenauftritt des Gurus, der unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen ablief – allein um die Anklagebank hatten sich knapp ein Dutzend Uniformierte gruppiert, vier speziell ausgerüstete Personenschützer schirmten zusätzlich den Zeugenstand nach allen Seiten ab -, für das Verfahren keine wesentlichen Aufschlüsse erbracht haben. Sant Niranjan Dass machte einen angeschlagenen Eindruck und beantwortete zahlreiche Fragen – so etwa nach seinem Geburtsdatum oder nach Differenzen zwischen seiner Glaubensrichtung und den Regeln der Sikh – mit “Ich weiß es nicht”.

“Wir haben gebetet. Kurze Zeit später sind Schüsse gefallen. Ich bin ohnmächtig geworden. Ich weiß gar nicht, was passiert ist”, erinnerte er sich an die Situation in dem Tempel. Ein Mann habe sich ihm unmittelbar vor den Schüssen angenähert: “Ich habe geglaubt, dass er sich verbeugen wollte. Da hat er sich aufgestellt und im Stehen geschossen.”

Der 68-Jährige war – nachdem er im Spital versorgt wurde – zurück nach Indien geflogen. Er reiste nun extra an, um seine Aussage zu machen. Auf die Frage, ob er noch an Beschwerden leide, erwiderte der Guru: “Ich habe Schmerzen. Ich kann nicht längere Zeit gehen. Ich nehme Medikamente.”

Von den Angeklagten – der mutmaßliche Haupttäter Jaspal S. (36) soll die Schüsse abgebeben, fünf Mitangeklagte ihn insofern unterstützt haben, als sie mit Dolchen und Fäusten auf gläubige Ravidass losgingen, um ihm die Flucht aus dem Tempel zu ermöglichen – erkannte der Sant Niranjan Dass keinen wieder. Er konnte auch keine Personsbeschreibung des Angreifers und seiner Helfer abgeben. Nach rund 30 Minuten war die Einvernahme beendet.

Der Prozess, in dem es für die Angeklagten um zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft geht, wird am kommenden Montag fortgesetzt.

Guru Sant Niranjan Dass im Zeugenstand

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