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Schicksal der Sahara-Touristen ungewiss

Nach Medienberichten über eine Befreiung der Gruppe - darunter zehn Deutsche - dementierten die algerischen Streitkräfte am Montag eine solche Befreiungsoperation.

Der amtlichen Nachrichtenagentur APS zufolge nannte der Generalstab die Meldungen „mehrerer internationaler Medien“ über die Befreiung der 15 Geiseln „Behauptungen“. Es würden jedoch weiter alle Anstrengungen unternommen, um die entführten Touristen zu befreien.

Zuvor hatte der französische Sender Radio France Internationale unter Berufung auf algerische Sicherheitskreise gemeldet, die 15 noch festgehaltenen Sahara-Touristen seien am Morgen befreit worden. Die zehn Deutschen, vier Schweizer und ein Niederländer befänden sich bereits in einem Flugzeug, dessen Ziel noch unklar sei. Auch die arabischsprachige Zeitung „El Youm“ hatte zuvor unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, die Streitkräfte hätten die Touristen am Sonntag befreit. Dagegen schrieb das Blatt „Le Jeune Independant“, es werde noch verhandelt, eine Freilassung stehe aber offenbar kurz bevor.

Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder reagierte zurückhaltend auf die Berichte. Er habe „keine Informationen“, sagte Schröder in Berlin. Er halte es für nicht sehr verantwortlich, jetzt etwas zu sagen. Der deutsche Außenminister Joschka Fischer wollte sich am Rande eines EU-Treffens in Brüssel nicht äußern. Er warb um Verständnis dafür, „dass die Bundesregierung Presseberichte im Interesse der Vermissten nicht kommentiert“.

Eine vergangene Woche freigelassene Geisel sagte, die Entführer hätten für die Freilassung der ersten Gruppe Lösegeld und „Anerkennung für ihren Glauben“ gefordert. Der Österreicher Johann (Hans) Kienberger erklärte am Montag im ARD-Morgenmagazin, die Befreiung der Europäer sei überraschend gekommen. Es habe Verletzte unter den Entführern gegeben, Tote habe er aber nicht gesehen. Die Geiseln seien während ihrer Haft gut behandelt worden.

Die Aussage Kienbergers deckt sich mit Angaben anderer Entführungsopfer. In der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag-Ausgabe) berichtete eines von ihnen, dass algerische Suchflugzeuge die Gruppe bisweilen mehrmals täglich und auch nachts überflogen hätten, ohne sie zu entdecken. Letztlich sei es ein Nomade gewesen, der die Gruppe ausgespäht und die Truppen auf die richtige Fährte geschickt habe.

In Salzburg gaben neun der zehn befreiten österreichischen Geiseln eine Pressekonferenz. Sie erklärten ebenfalls, sie seien von den Entführern gut behandelt worden. Der 25-jährige Andreas Bleckmann sagte, die Geiselnehmer bewunderten den Terroristenführer Osama bin Laden, hätten jedoch eine Verbindung zu dessen El Kaida abgestritten. Die Entführer hätten erklärt, sie wollten mit der Geiselnahme auf den Wahlsieg der islamischen Fundamentalisten 1992 hinweisen. Die Streitkräfte hätten trotz der klaren Mehrheit eine Machtübernahme verhindert. Bleckmann beschrieb die Geiselnehmer als human und religiös.

In der vergangenen Woche waren 17 der insgesamt 32 in Algerien entführten Touristen – sechs Deutsche, zehn Österreicher und ein Schwede – befreit worden. Bei den Entführern handelte es sich den algerischen Streitkräften zufolge um die Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC).

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