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Schiavo: "Sie wird ständig schwächer"

Der Vater der amerikanischen Koma-Patientin Terri Schiavo glaubt, dass der Tod seiner Tochter nicht mehr lange auf sich warten lässt. "Die letzten Stunden unserer Tochter sind nahe".

Dies sagte der sichtlich Bob Schindler am Freitag vor dem Hospiz in Clearwater (Florida), in dem Terri Schiavo betreut wird.

„Es gibt nicht mehr viel Zeit zum Handeln.“ Schindler fügte aber zugleich hinzu, er habe noch nicht alle Hoffnung aufgegeben und bete, dass das von den Eltern am Freitag erneut eingeschaltete Bundesberufungsgericht in Atlanta (Georgia) das Leben seiner Tochter rette.


Zur Vorgeschichte

Eine Woche nach Einstellung der künstlichen Ernährung für die Wach-Koma-Patientin Terri Schiavo sind die Rechtsmittel im Streit zwischen Ehemann und Eltern offenbar ausgeschöpft.

Der Oberste Gerichtshof von Florida lehnte wie die Vorinstanz eine staatliche Vormundschaft für Schiavo ab, die von Gouverneur Jeb Bush beantragt worden war. Bush unterstützt wie sein Bruder, US-Präsident George W. Bush, und die katholische Kirche die Versuche der Eltern, Schiavo weiter am Leben zu halten.

Bei einer Anhörung vor dem Bezirksgericht von Tampa tauschten die Konfliktparteien erneut ihre gegensätzlichen Standpunkte aus. Bezirkrichter James Whittemore wandte sich dabei gegen jeden Versuch, die juristische Prüfung mit „emotionaler Rhetorik“ zu beeinflussen. Er reagierte damit auf eine Äußerung von Eltern-Anwalt David Gibbs, der das Sterben Schiavos mit einem Mord verglich.

Der Anwalt von Ehemann Michael Schiavo, George Felos, rief die Eltern Bob and Mary Schindler auf, die Urteile der Gerichte anzuerkennen. Zuletzt waren die Eltern am Donnerstag auch vor dem Obersten Gericht der USA gescheitert.

Nach sechs Tagen ohne Wasser und Nahrung zeigt Terri Schiavo inzwischen nach Angaben von Anwälten und Freunden der Familie Schindler deutliche Zeichen einer Dehydrierung. Seine Schwester erinnere ihn an Bilder von Gefangenen in Konzentrationslagern, sagte der Bruder Bobby Schindler nach einem Besuch der Klinik in Pinellas Park.

Die Magensonde war am Freitag vergangener Woche auf Betreiben ihres Mannes Michael Schiavo entfernt worden. Nach Angaben von Ärzten hat die Patientin danach noch ein bis zwei Wochen zu leben.

Bob und Mary Schindler streiten schon seit sieben Jahren mit ihrem Schwiegersohn über die Fortdauer der künstlichen Ernährung. Schiavo liegt seit 15 Jahren in einem Wach-Koma.

Chronik – Der „Fall Schiavo“ ist seit 13 Jahren aktenkundig

25. Februar 1990
Die 26-Jährige Terri Schiavo aus Florida fällt ins Wachkoma, nachdem sie einen Herzinfarkt erlitt, den ihre Essstörung ausgelöst hatte.
November 1992
Terris Ehemann Michael führt die Herzattacke seiner Frau auf eine Fehldiagnose zurück und zieht vor Gericht. Ihm wird eine Million Dollar zugesprochen.
29. Juli 1993
Terris Eltern, Mary und Bob Schindler, wollen Michael die Vormundschaft für seine Frau aberkennen lassen. Die Klage wird abgewiesen.
11. Februar 2000
Dem Antrag Schiavos, Terris künstliche Ernährung einzustellen, wird stattgegeben.
23. April 2003
Die Schindlers rufen den Obersten Gerichtshof in Washington an. Der weigert sich, einzugreifen.
24. April 2003
Die künstliche Ernährung wird eingestellt, aber zwei Tage später wieder aufgenommen. Eine ehemalige Freundin Schiavos hatte dessen Behauptung, Terri sei gegen eine Lebensverlängerung gewesen, als Lüge bezeichnet.
22. November 2002
Ein neues Gerichtsurteil erlaubt, dass der Nahrungsschlauch entfernt wird.
6. Juni 2003
Ein Berufungsgericht bestätigt das Urteil
15. Oktober 2003
Die künstliche Ernährung wird eingestellt.
21. Oktober 2003
Der Kongress von Florida erlässt das Gesetz „Lex Terri“. Damit kann Gouverneur Jeb Bush die Wiederaufnahme der Nahrungszufuhr anordnen.
23. September 2004
Der Oberste Gerichtshof Floridas erklärt das Gesetz „Lex Terri“ für verfassungswidrig.
25. Februar 2005
Richter George Greer ordnet an, dass Terri noch drei Wochen ernährt werden müsse, danach stehe es ihrem Ehemann frei, die Schläuche zu entfernen.

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